Umweltministerium will Jagdtrophäen-Import einschränken | FLZ.de

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Veröffentlicht am 30.04.2022 18:24

Umweltministerium will Jagdtrophäen-Import einschränken

Blick in einen Präparationsbetrieb in Nambia. An der Wand hängen Präparate von Rappenantilope, Wasserbock, Hartebeest, Oryx und ganz rechts ein Kudu. (Foto: Rolf D. Baldus/dpa)
Blick in einen Präparationsbetrieb in Nambia. An der Wand hängen Präparate von Rappenantilope, Wasserbock, Hartebeest, Oryx und ganz rechts ein Kudu. (Foto: Rolf D. Baldus/dpa)
Blick in einen Präparationsbetrieb in Nambia. An der Wand hängen Präparate von Rappenantilope, Wasserbock, Hartebeest, Oryx und ganz rechts ein Kudu. (Foto: Rolf D. Baldus/dpa)

Das Bundesumweltministerium will nach eigenen Angaben die Importe von sogenannten Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland weiter einschränken.

„Auf Basis artenschutzfachlicher Maßgaben wollen wir die Importe von Jagdtrophäen geschützter Arten möglichst insgesamt reduzieren“, teilte das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Im Einzelfall“ will es den Import von Jagdtrophäen auch ganz verbieten, insbesondere dann, „wenn Zweifel an Nachhaltigkeit und Legalität der Jagd bestehen“.

Zuvor hatten mehrere Tierschutzverbände, darunter eine Ethik-Fachgruppe der Weltnaturschutzunion IUCN, Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) aufgefordert, dem Jagdtrophäen-Import Einhalt zu gebieten. Das Ministerium erklärte dazu auf Anfrage, dass es die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema begrüße und ein „besonderes Anliegen“ sei, „weiter aktiv an Lösungen und Maßnahmen zu arbeiten, um Trophäenjagd noch strenger zu regulieren und einzuschränken“. Ministerin Lemke hatte in ihrer vorherigen Rolle als naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion sehr scharfe Kritik an der Jagdtrophäen-Praxis geübt.

Der jagdpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Karlheinz Busen, bremste. „Zur Trophäenjagd haben wir im Koalitionsvertrag bewusst keine Regelung getroffen. Es wird in dem Bereich nur das umgesetzt, was im Koalitionsvertrag vereinbart steht“, sagte er in Berlin. „Jagd ist gelebter Natur- und Artenschutz. Jagdreisen stärken das Bewusstsein für gesunde Wildbestände in anderen Ländern - und bringen zudem mehr Wohlstand. Daher ist der Vorschlag eines Verbots oder einer Einschränkung der Trophäenjagd kontraproduktiv und wird nicht umgesetzt.“

Laut Ministerium existieren auf EU-Ebene derzeit bereits diverse Einfuhrverbote für Trophäen. Außerdem gebe es nun anders als in früheren Zeiten für zwölf Tierarten - darunter Löwen, Eisbären und Flusspferde - strenge Einfuhrkontrollen. Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz gab es im vergangenen Jahr 471 Einfuhren von Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland. Es handele sich dabei aber um vorläufige Zahlen. Die endgültigen lägen im August vor. Für 2020 registrierte das Amt 518 Einfuhren, im Vorpandemiejahr 2019 waren es demnach 784. Häufige Herkunftsländer waren 2021 Namibia, Südafrika und Tansania.

Der Internationale Jagdrat (CIC) in Deutschland und der Deutsche Jagdverband (DJV) warnten in dieser Woche vor negativen Konsequenzen, die ein generelles Einfuhrverbot von Jagdtrophäen etwa für den Lebensunterhalt der Menschen in den Herkunftsländern hätte. „Es wird an keiner Stelle gesagt, woher der Ersatz für den Einkommensverlust kommen soll“, sagte Stephan Wunderlich, Koordinator für Internationale Jagdangelegenheiten und Artenschutz vom CIC und DJV. Ohne langfristige Alternative sei es „absurd“, über ein Importverbot zu diskutieren.

© dpa-infocom, dpa:220430-99-109424/3

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