Umbau der Energieversorgung: Ost-Länder fordern Hilfe | FLZ.de

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Veröffentlicht am 13.06.2022 21:50

Umbau der Energieversorgung: Ost-Länder fordern Hilfe

Bundeskanzler Olaf Scholz wird auf Riems vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (r) begrüßt. Im Hintergrund (v.l.): Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern), Dietmar Woidke (Brandenburg) und Franziska Giffey (Berlin). (Foto: Jens Büttner/dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz wird auf Riems vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (r) begrüßt. Im Hintergrund (v.l.): Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern), Dietmar Woidke (Brandenburg) und Franziska Giffey (Berlin). (Foto: Jens Büttner/dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz wird auf Riems vom sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (r) begrüßt. Im Hintergrund (v.l.): Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern), Dietmar Woidke (Brandenburg) und Franziska Giffey (Berlin). (Foto: Jens Büttner/dpa)

Die ostdeutschen Bundesländer verlangen vom Bund Unterstützung beim Umbau der Energieversorgung weg vom russischen Rohöl.

Außerdem forderten die Ministerpräsidenten die Bundesregierung bei ihrem Treffen auf der Insel Riems bei Greifswald dazu auf, angesichts der steigenden Energiepreise Entlastungen für Rentner, Soloselbstständige und Studierende zu prüfen und umzusetzen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm am Montag an der Konferenz der Regierungschefinnen und -chefs teil.

Die Energiepolitik war das dominierende Thema des Treffens. Ostdeutschland ist historisch bedingt besonders von russischen Energielieferungen abhängig. Die Raffinerien im brandenburgischen Schwedt und in Leuna in Sachsen-Anhalt sollen nach dem Willen der Bundesregierung als Konsequenz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine in Zukunft ohne russisches Pipeline-Öl auskommen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte mit Blick auf Schwedt: „Ich erwarte, dass es keine Naivität gibt, was die Folgen betrifft.“

Der Thüringer Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) forderte „eine bundesrepublikanische Kraftanstrengung, damit die neuen Länder nicht einen zusätzlichen Schlag bekommen“. Er verwies auf Tausende Arbeitsplätze in der energieintensiven Glasindustrie in seinem Bundesland.

Die Bundesregierung und die ostdeutschen Länder vereinbarten bei der Konferenz eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung des Ostens. Laut einer am Montag veröffentlichten Mitteilung soll zum Beispiel eine Interessenvertretung Wasserstoff Ostdeutschland (IOW) geschaffen werden, in diesem Jahr ein Fachkräftegipfel Ostdeutschland stattfinden und die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau der erneuerbaren Energien gestärkt werden. Die sogenannte Riemser Erklärung wurde nach der Ost-MPK veröffentlicht.

Nach Aussage der Vorsitzenden der Ost-MPK, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), sind im Osten besonders viele Menschen mit geringeren Einkommen von den aktuellen Preissteigerungen betroffen. Diesen Aspekt betonte auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Viele Menschen in Berlin müssten sich bereits im täglichen Leben einschränken. „Ein weiterer Schritt, für den ich mich ausspreche, ist die Einführung einer Übergewinnsteuer, um bei überbordenden Profiten, die aus einer Kriegs- und Krisensituation geschlagen werden, gegensteuern zu können.“

Mit Blick auf die Energiewende sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU): „Dieses Jahrzehnt ist ein Tal, das wir durchschreiten müssen. Wenn wir das falsch machen, ruinieren wir die Wirtschaft.“ Angesichts des angestrebten Verzichts auf russische Energie sei die weitere Nutzung bestehender Atomkraftwerke zu diskutieren. Auch müsse klar gesagt werden, dass es beim Braunkohle-Ausstieg 2038 bleibt. „Davor drückt sich diese Bundesregierung.“

Laut der Riemser Erklärung soll auch die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen im Osten gefördert, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum oder etwa die Repräsentanz von Ostdeutschen in Führungs- und Leitungspositionen gestärkt werden.

Der Vorsitz der Ost-MPK wechselt jährlich. Die Regierungschefs der fünf ostdeutschen Flächenländer und Berlins kommen in der Regel einmal im Jahr zu einer separaten Beratung zusammen.

© dpa-infocom, dpa:220613-99-652680/3

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