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Veröffentlicht am 01.02.2023 14:30

Städte sollen künftig tierfreundlicher planen und bauen

Bayerns Kommunen und Stadtplaner sollen künftig bei Wohnbauprojekten einen besonderen Fokus auf eine tierfreundliche und naturnahe Gestaltung legen. „Klimaschutz und Naturvielfalt sind das Fundament für Bayerns Städte der Zukunft. Für die Stadt von morgen müssen wir Architektur neu denken“, sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Mittwoch in München. In Zukunft brauche es sogenannte Schwammstädte mit viel blauer und grüner Infrastruktur, die Niederschläge aufnehmen und speichern könnten. „Ziel ist, Lebensraum für Mensch und Natur unter einem Dach zu schaffen.“

Damit die Belange der Zukunft bei der Stadtplanung besser berücksichtigt werden könnten, setzt Glauber auf Erkenntnisse des Projekts „Animal Aided Design“ (AAD) des Zentrums Stadtnatur und Klimaanpassung der Technischen Universität München. Kommunen und Planer sollten die dort gewonnen Handlungsempfehlungen zur tierfreundlichen und naturnahen Gestaltung nutzen können.

„Die Ergebnisse des Modellprojekts sind zukunftsweisend: Städte, die Lebensräume für Tiere schaffen und bei Sanierungen und Neubau die Bedürfnisse von Tierarten berücksichtigen, können ihre biologische Vielfalt erhalten oder sogar erhöhen“, betonte Glauber. „Wir wollen in Bayern Artenvielfalt und Naturerlebnisse in unsere Städte zurückholen. Dafür sollen Städte als Hot-Spots der Artenvielfalt gestaltet werden.“

Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Bayerns lebt in Städten. Diese sind längst auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen und können sehr artenreich sein. Allein in der Landeshauptstadt München unterliegen laut Umweltministerium rund 18 Prozent der Stadtfläche einem naturschutzrechtlichen Schutz, mit bisher mehr als 3000 kartierten Pflanzen- und Tierarten. Die Landeshauptstadt beherbergt damit auf weniger als 0,5 Prozent der Landesfläche je nach Artengruppe 30 bis 60 Prozent der in Bayern gefundenen Pflanzen- und Tierarten - darunter auch viele seltene und zu schützende Arten.

Das Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung erarbeitet seit 2013 zusammen mit Kommunen und Partnern der Klima-Allianz praxisnahe Lösungen für eine nachhaltige und klimaangepasste Stadtentwicklung. Das Forschungsprojekt „Animal Aided Design“ knüpft an die Empfehlungen eines Leitfadens für Stadtbäume im Klimawandel an. Er zeigt Kommunen und Planern, welche Baumart an welchem Ort in der Stadt gepflanzt werden sollte, um in Zeiten des Klimawandels die Ökosystemleistungen von Stadtbäumen optimal zu nutzen. So sollen etwa große Städte im trockenen Franken Pflanzen wie Scheinakazien mit einem geringen Wasserverbrauch und einer hohen Trockenheitstoleranz anpflanzen.

© dpa-infocom, dpa:230201-99-437751/2


Von dpa
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