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Veröffentlicht am 24.06.2022 05:18

So verhalten Sie sich bei Waldbrandgefahr richtig

Ein Waldbrand ist bei Trockenheit und Hitze schnell passiert. Oftmals ist Fahrlässigkeit der Auslöser. Umso wichtiger ist das richtige Verhalten im Sommer. (Foto: Stephanie Pilick/dpa/dpa-tmn)
Ein Waldbrand ist bei Trockenheit und Hitze schnell passiert. Oftmals ist Fahrlässigkeit der Auslöser. Umso wichtiger ist das richtige Verhalten im Sommer. (Foto: Stephanie Pilick/dpa/dpa-tmn)
Ein Waldbrand ist bei Trockenheit und Hitze schnell passiert. Oftmals ist Fahrlässigkeit der Auslöser. Umso wichtiger ist das richtige Verhalten im Sommer. (Foto: Stephanie Pilick/dpa/dpa-tmn)

Warnstufe Orange, Rot, Dunkelrot - in weiten Teilen Deutschlands herrscht laut Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdiensts hohe Waldbrandgefahr. Zwei Experten erklären, was man über Waldbrände wissen sollte - und wie man sich jetzt richtig verhält.

„Eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen sowie eineSituation bei der Vegetation, wie sie jetzt beginnt“, erklärt RainerStäding, ehrenamtlicher Sprecher vom Bund Deutscher Forstleute. Diefrische grüne und auch feuerhemmende Vegetation fange durch dieSommertemperaturen an zu verwelken und zu vertrocknen. Oft braucht esdann nur einen Funken oder ein Stück Glut. Schon kann der Wald in Flammen stehen.

Laut Städing entstehen die meisten Waldbrände durch den Menschen.„Das absichtliche Zündeln ist dabei nicht die häufigste Ursache,obwohl es das natürlich auch gibt“, so der ehemalige Förster.

Hauptgrund sei unachtsames Verhalten, wie die achtlos weggeworfeneZigarettenkippe - auch aus dem Auto heraus. „Durch den Fahrtwindglüht die Zigarette nochmal richtig auf. Fällt diese dann in einetrockene Böschung an einem Waldrand, fängt es an zu brennen.“

Die Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft undErnährung schlüsselt es detailliert auf: 2020 blieb bei mehr als der Hälfte der gemeldeten 1360 Brände die Ursache unklar. Am häufigsten führten Fahrlässigkeit (309 Mal) und Vorsatz (253 Mal) zum Waldbrand. In nur 32 Fällen sind natürliche Faktoren ein Auslöser - wie etwa ein Blitzschlag.

Nein, sagt Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrandbeim Deutschen Feuerwehrverband (DFV). Selbst unter idealenBedingungen konnte das in Versuchen nicht nachgewiesen werden. Obmit Scherben oder Flaschenböden - es wurde nie die nötigeZündtemperatur erreicht.

Es ist also ein Mythos, dass Scherben über einen angeblichen Brennglaseffekt einen Waldbrand auslösen können. Davon abgesehen haben Glasscherben im Wald nichts verloren.

Möglich hingegen ist, dass eine klare Plastik- oder Glasflasche voll mit klarer Flüssigkeit unter Idealbedingungen Brände auslösen kann. Das Risiko bewertet Cimolino aber als gering: „Die Flasche muss voll sein, und das Sonnenlicht muss in einem bestimmten Winkel für eine gewisse Zeit da durchscheinen.“

Kurz: Ja. Mit seiner heißen Abgasanlage kann ein Auto Bodengewächse sehr einfach in Brand setzen. Zum Beispiel der Katalysator kann sich nach Angaben des Tüv Thüringen auf mehrere Hundert Grad Celsius erhitzen. Parkt man so ein heißes Auto auf trockenen Gräsern oder trockenem Waldboden, kann das einen Vegetationsbrand auslösen.

„Lieber einmal öfter die Feuerwehr rufen als einmal zu wenig“, sagtUlrich Cimolino. Je besser die Standortangaben sind, umso schnellerkann die Suche nach dem Feuer und die Brandbekämpfung beginnen. Angstvor Kosten müsse niemand haben. Wer in gutem Glauben einen Waldbrandmeldet, erhält keine Rechnung oder Anzeige.

Oftmals können Waldbesucher aber nicht genau erklären, wo sie sichbefinden, sagt Förster Rainer Städing. „Es gibt aber Apps, die aufden Wald und die Orientierung in Notfällen ausgerichtet sind“. DieApp „Hilfe im Wald“ (Android/iOS) beispielsweise zeige einem dennächstgelegenen Rettungspunkt, der Referenzcode kann Einsatzkräftenbei der Orientierung helfen.

„Erst die Feuerwehr rufen, dann selbst löschen“, sagtWaldbrandexperte Cimolino. Ist die Feuerwehr alarmiert, kann man auchselbst Löschversuche unternehmen. „Das kann ich mit Wasser machen,wenn ich Wasser habe.“ Oder man nimmt Äste mit Blättern und versucht,das Feuer auszustreichen, oder trampelt es mit festen Schuhen nieder.

Dabei immer auf die eigene Sicherheit achten. Sind die Flammen oder die brennende Fläche zu groß, bringt man sich besser in Sicherheit.„Richtig und nachhaltig löschen ist schwierig ohne ausreichend Wasserund Werkzeug“, sagt Cimolino.

Der Deutsche Wetterdienst bewertet das Waldbrandrisiko in Stufen. Istdas Waldbrandrisiko stark erhöht, darf die Forstbehörde sogar einBetretungsverbot verhängen. Die Verbote sind oft durch eineentsprechende Beschilderung gekennzeichnet und sollten befolgt werden.

Grundlegende Verbote wie ein Rauchverbot im Wald oder für dasEntfachen eines Feuers etwa zum Grillen, können unabhängig von derjeweils geltenden Waldbrandstufe bestehen. „Dann lieber mit derZigarette warten, bis man wieder an dem Parkplatz angekommen ist“,empfiehlt Förster Rainer Städing. Und diese dann auf dem Schotter mit genug Abstand zur Vegetation ausdrücken.

Wichtig ist, bei Ausflügen nicht direkt im Wald und auch nicht aufbenachbarten Wiesen zu grillen oder ein Lagerfeuer zu entzünden. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Feuerstelle an einem See befindet. Denn ein Funkenflug kann in der näheren Umgebung Schaden anrichten. Daher rät die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, auf an Wälder grenzende Flächen eine Mindestentfernung von 100 Metern zwischen der Feuerstelle und dem Waldrand einzuhalten.

In einigen Bundesländern ist das entweder ganzjährig oder für die Zeit von Frühjahr bis circa Ende Oktober gesetzlich vorgeschrieben.Gleiches gilt fürs Rauchen im Wald.

© dpa-infocom, dpa:220623-99-774201/4

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