Silvester-Krawalle: Erste Verfahren bei Staatsanwaltschaft | FLZ.de

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Veröffentlicht am 09.01.2023 04:44

Silvester-Krawalle: Erste Verfahren bei Staatsanwaltschaft

In der Silvesternacht wurden in mehreren deutschen Städten Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen - besonders heftig fielen diese in Berlin aus. (Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa)
In der Silvesternacht wurden in mehreren deutschen Städten Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen - besonders heftig fielen diese in Berlin aus. (Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa)
In der Silvesternacht wurden in mehreren deutschen Städten Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen - besonders heftig fielen diese in Berlin aus. (Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa)

Nach den Silvester-Krawallen mit massiven Angriffen auf Einsatzkräfte versprechen Politik und Polizei in der Hauptstadt Berlin rasche Aufklärung und Konsequenzen. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik berichtete im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses von ersten Ermittlungsergebnissen. Danach wurden 22 Verfahren mit etwa 10 Verdächtigen an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will auch die Feuerwehr mit Dashcams ausrüsten. Zudem setzt sich die neue Vorsitzende der Innenministerkonferenz für eine Verschärfung des Waffenrechts und ein Böllerverbot ein. In Berlin will sie die Bezirke für zentrale, organisierte Feuerwerke gewinnen.

„Es lief nicht alles optimal“

Kritik an der Einsatzplanung in Berlin wies die Polizeipräsidentin zurück. Die Ausschreitungen seien „so weder erwartbar noch prognostizierbar“ gewesen, sagte Slowik. Knapp 3000 Einsatzkräfte hätten einschließlich Bundespolizei insgesamt zur Verfügung gestanden. Die Polizisten seien je nach Lage umgruppiert worden. Es habe stadtweit Ausschreitungen gegeben. Der innenpolitische Sprecher der SPD, Tom Schreiber, widersprach. „Es lief nicht alles optimal“, sagte er. Die Frage sei, ob die Lage vorab falsch eingeschätzt worden sei.

Deutlich wurde, auch durch Schilderungen von Landesbranddirektor Karsten Homrighausen, dass es nicht nur an Brennpunkten wie Neukölln und Kreuzberg zu Angriffen auf die Einsatzkräfte kam. So habe es in Charlottenburg drei Vorfälle gegeben, in Lichtenrade seien Einsatzkräfte mit Eisenstangen bedroht worden. Der Feuerwehrchef sprach sich für ein Böllerverbot aus: Es sei an der Zeit, die Böller-Tradition zu überwinden, sagte er.

Schaden von insgesamt 26.000 bis 30.000 Euro

Nach Angaben von Homrighausen sind bei der Feuerwehr bislang 69 Angriffe auf Einsatzkräfte registriert worden. 53 Fälle davon seien bislang zur Anzeige gebracht worden. Nach derzeitigem Stand sei an 11 Fahrzeugen ein Schaden von insgesamt 26.000 bis 30.000 Euro registriert worden. „Ich gehe davon aus, die Summe wird weiter steigen“, so der Feuerwehrchef. Bei der Polizei gab es nach Angaben von Slowik 47 Verletzte.

Bei der Aufklärung der Geschehnisse konzentriert sich die Polizei laut Slowik vor allem auf die Auswertung des umfangreichen Videomaterials. Nach derzeitigem Stand gebe es 49 Verfahren zu Angriffen auf Polizisten mit 37 Beschuldigten und 53 Verfahren, bei denen Feuerwehrleute angegriffen worden seien.

Bislang gab es von der Polizei unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verfahren und Beschuldigten. Dies hängt nach Angaben eines Polizeisprechers mit unterschiedlichen Zeiträumen und Tatvorwürfen zusammen.

Die CDU-Fraktion erntete erneut Kritik für ihren Fragen nach Vornamen von Tatverdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Statt sachlicher Aufklärung gehe es der CDU um Wahlkampf, erklärten die rot-grün-roten Regierungsfraktionen. Innensenatorin Spranger warnte davor, bei der Aufarbeitung einen Migrationshintergrund der Straftäter in den Vordergrund zu stellen. Der Linken-Abgeordnete Niklas Schrader betonte, auch Einsatzkräfte und Opfer insbesondere in Neukölln hätten eine Migrationsgeschichte. Berlins Leitender Oberstaatsanwalt Jörg Raupach betonte, die Verfahren würden prioritär bearbeitet.

© dpa-infocom, dpa:230109-99-148576/5

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