Schalkes historische Krise: Rekord nach 41 Jahren | FLZ.de

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Veröffentlicht am 06.11.2022 11:08

Schalkes historische Krise: Rekord nach 41 Jahren

Hat einen schwierigen Auftrag: Schalke Trainer Thomas Reis. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
Hat einen schwierigen Auftrag: Schalke Trainer Thomas Reis. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
Hat einen schwierigen Auftrag: Schalke Trainer Thomas Reis. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Es gibt vermutlich nur eine Sache, die Bundesliga-Profis noch mehr nervt, als ein Spiel nach dem anderen zu verlieren: Wenn der Gegner erst die Punkte einsackt und die Verlierer dann auch noch freundlich lobt.

„Ich fand Schalke ehrlich gesagt sehr gut“, sagte Werders Mitchell Weiser etwa am Samstagabend. Oder: „Ich muss meinen Respekt an die Schalker aussprechen“, wie der Bremer Kapitän Marco Friedl etwas umständlich formulierte.

Kaufen konnten sich die Spieler des FC Schalke 04 dafür nichts. Denn in die Statistik ging die 1:2 (0:1)-Niederlage bei Werder Bremen als achte Pflichtspiel-Niederlage in Serie und vor allem als Einstellung eines traurigen Bundesliga-Rekords ein, den der Karlsruher SC in den vergangenen 41 Jahren und drei Monaten ganz allein gehalten hatte: 35 Auswärtsspiele ohne Sieg.

Gemeinsam ab- und aufgestiegen

In den beiden letzten Spielen vor der WM-Pause bei Mainz 05 (Mittwoch, 20.30 Uhr/Sky) und gegen Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) geht es für den Tabellenletzten bereits darum, den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nicht völlig zu verlieren. „Wir stehen zwar mit sechs Punkte am Tabellenende. Aber trotzdem ist noch etwas möglich. Das ist eine besondere Aufgabe, die nicht ganz einfach ist“, sagte der neue Trainer Thomas Reis im „Sportstudio“ des ZDF.

Werder und Schalke haben sich in der jüngeren Vergangenheit zumeist im Gleichschritt bewegt. 2021 stiegen beide aus der Bundesliga ab, ein Jahr später ging es nach zwölf turbulenten Zweitliga-Monaten gemeinsam wieder hoch. Doch seitdem geht die Entwicklung weit auseinander. Nach den Toren von Niclas Füllkrug (30. Minute), Marvin Ducksch (76.) und Dominick Drexler (89.) trennen beide Teams jetzt 15 Punkte und 11 Tabellenplätze.

„Es war ein bisschen ein Plus, dass Werder Bremen die Mannschaft nach dem Aufstieg zusammenhalten konnte. Sie sind eingespielt, sie haben die Euphorie mitnehmen können“, sagte Reis am Samstagabend. Gleich zwei Torjäger wie Füllkrug und Ducksch, dazu eine klare Spielidee und eine funktionierende Achse mit Nationalspielern wie Jiri Pavlenka und Milos Veljkovic: All das haben die Schalker nicht zu bieten.

Reis: Wir sind fähig Bundesliga zu spielen

Im Gegenteil: Nach dem Trainerwechsel von Frank Kramer zu Thomas Reis muss der Club in den nächsten Wochen auch noch einen neuen Sportdirektor und wieder einmal neue Spieler finden, die die Qualitätsprobleme in allen Mannschaftsteilen beheben. Und das alles vor dem mittlerweile schalke-typischen Hintergrund, dass der Club eigentlich kein Geld dafür hat und in diesem Sommer bereits 15 Spieler geholt und 22 abgegeben hatte.

Immerhin spielt der Tabellenletzte tatsächlich deutlich besser und strukturierter, seitdem Reis den Trainerjob am 27. Oktober von Frank Kramer übernommen hat. „Wir haben heute gezeigt, dass die Mannschaft fähig ist, Bundesliga zu spielen“, sagte der ehemalige Bochumer nach der teils überzeugenden Leistung in Bremen. „Ich habe direkt zu der Mannschaft gesagt: Das muss der Standard sein. Ohne das wird es nicht funktionieren.“

Lamborghini beim Arbeiterclub

Der tschechische Nationalspieler Alex Kral jedenfalls sagte am Samstagabend: „Wir verbessern uns.“ Er denke bei den Spielen gegen Mainz 05 und Bayern München „an vier Punkte. Und ich glaube, wir haben wirklich eine Chance, diese Punkte zu holen.“

Bislang war der 24-Jährige vielen Schalkern eher suspekt, weil seine Lebenserfahrung in Moskau und London inklusive der in den sozialen Netzwerken geposteten Fotos von seinem Lamborghini nicht so recht zu dem Arbeiterclub aus Gelsenkirchen passten. Doch in Bremen war Kral einer der besten Schalker. Und ein Stück von seiner Unbekümmertheit kann dem Team in dieser schwierigen Situation kaum schaden.

© dpa-infocom, dpa:221106-99-405076/4

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