Personalmangel, hohe Kosten: Schlechte Stimmung in Apotheken | FLZ.de

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Veröffentlicht am 13.09.2022 13:20

Personalmangel, hohe Kosten: Schlechte Stimmung in Apotheken

Das Schild für öffentliche Apotheken. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
Das Schild für öffentliche Apotheken. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
Das Schild für öffentliche Apotheken. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Die Stimmung unter den deutschen Apothekerinnen und Apothekern hat sich einer repräsentativen Umfrage zufolge deutlich verschlechtert. „Die Personal- und Nachwuchsprobleme, die zunehmend auch die Versorgung zu beeinträchtigen drohen, werden leider immer größer“, sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Overwiening, am Dienstag in München zum Auftakt des diesjährigen Deutschen Apothekertages. „Dazu kommen für die freiberuflich geführten Apotheken auch ganz konkrete, individuell auf die Apotheke bezogene betriebswirtschaftliche Sorgen und gesundheitspolitische Probleme.“

Umso unpassender seien die vorgesehenen Belastungen durch das Finanzstabilisierungsgesetz für die gesetzlichen Krankenkassen, monierte Overwiening. Dies sehe für die Dauer von zwei Jahren eine Anhebung des Abschlags, den die Apotheken für jedes verordnete Medikament den Kassen gewähren müssen, um 13 Prozent auf zwei Euro vor. Dabei hätten die Apotheken derzeit ohnehin stark mit den gestiegenen Energiekosten zu kämpfen, die sie ebenso wie weitere Kostensteigerungen in der Regel nicht an die Patientinnen und Patienten weitergegeben könnten.

Außerdem sei die Vergütung für die Abgabe verordneter Medikamente fast zehn Jahre lang nicht angepasst worden. „Wir stellen uns neuen Aufgaben, aber wir können in den Apotheken keine weiteren finanziellen Belastungen verkraften“, betonte Overwiening auch mit Blick auf die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen und das jüngst eingeführte E-Rezept.

Die Folgen: „Auch im ersten Halbjahr 2022 haben wir wieder 205 Apotheken in Deutschland verloren“, schilderte Overwiening. „Damit sind wir jetzt im europäische Vergleich nur noch mit einer sehr geringen Dichte ausgestattet.“ Während es im EU-Durchschnitt 32 Apotheken je 100.000 Einwohner gebe, seien es in Deutschland nur 22. Hierzulande gibt es rund 18.000 Apotheken mit 160.000 Beschäftigten.

Die repräsentative Umfrage unter rund 500 Apotheken bundesweit hatte ergeben, dass mehr als vier Fünftel (82,8 Prozent) der selbstständigen Apotheker in den kommenden Jahren mit einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung der Branche rechnen - ein Zuwachs um gut 18 Prozentpunkte. Für den eigenen Betrieb erwarten allerdings nur 58 Prozent eine Verschlechterung. Zudem suchen sieben von zehn Apotheken händeringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal.

© dpa-infocom, dpa:220913-99-742372/4

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