Noch ein Corona-Effekt? Weniger Menschen verurteilt | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 30.11.2022 10:40

Noch ein Corona-Effekt? Weniger Menschen verurteilt

"Im Namen des Deutschen Volkes" ist auf einer alten Bekanntmachung in einer Mappe zu lesen. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)
"Im Namen des Deutschen Volkes" ist auf einer alten Bekanntmachung in einer Mappe zu lesen. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)
"Im Namen des Deutschen Volkes" ist auf einer alten Bekanntmachung in einer Mappe zu lesen. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)

Wegen der gesunkenen Zahl von Straftaten auf der Straße während der Corona-Pandemie ist in Bayern im vergangenen Jahr auch die Zahl der Verurteilungen deutlich zurückgegangen. Es falle aber auf, „dass die Straftaten im Internet hingegen deutlich zugenommen haben“, sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Strafverfolgungsstatistik 2021 in München. Nur mit der Pandemie lasse sich der Rückgang nicht generell erklären, die Gründe dürften erst in den kommenden Jahren nachvollziehbar werden.

Ebenfalls nach oben gingen die Zahlen bei Kapitaldelikten: 61 Personen wurden wegen Totschlags verurteilt (+ 17,3 Prozent), 24 wegen Mordes (+50 Prozent).

Insgesamt seien 2021 von Bayerns Strafgerichten 109.024 Personen verurteilt worden, sagte Eisenreich. 2020 waren fast 117.000 Menschen rechtskräftig in Bayern verurteilt worden. 2019 lag die Zahl der Verurteilten sogar bei 121.250. Die Mehrzahl der Verurteilten war männlich, Frauen hatten gerade einmal einen Anteil von 17,2 Prozent. Die Statistik wird jährlich erstellt und bildet die rechtskräftig abgeschlossenen Verfahren vor bayerischen Strafgerichten ab.

Von allen Verurteilten mussten am Ende aber nur rund sechs Prozent ohne Bewährung ins Gefängnis, so Eisenreich. In mehr als 83.000 Fällen seien Geldstrafen verhängt worden. Nur 16 147 mal seien Freiheitsstrafen verhängt worden, davon 65,2 Prozent zu Bewährung. „Das bedeutete, man muss schon wirklich was getan haben, um ins Gefängnis zu müssen“, sagte Eisenreich.

In einzelnen Deliktgruppen lägen durchaus Effekte aus der Pandemie als mögliche Gründe für die insgesamt rückläufigen Zahlen auf der Hand. So hätten Straftaten im Straßenverkehr und in der Folge auch Verurteilungen traditionell den größten Anteil an der Kriminalität insgesamt. Dennoch seien die Verurteilungen hier um 9,2 Prozent gegenüber 2020 gesunken.

Die Zahl der Trunkenheitsdelikte habe sogar um 16,2 Prozent abgenommen, hieß es weiter. Auch die Zahl der Diebstähle und Wohnungseinbrüche sei zurückgegangen: Bei den Diebstahlsdelikten sei mit 10.773 Verurteilten ein deutlicher Rückgang um 18,3 Prozent festzustellen, hieß es. Beim Wohnungseinbruchsdiebstahl sei ein Rückgang um 16,2 Prozent zu verzeichnen gewesen.

Dagegen zeigt die Statistik steigende Zahlen bei Verurteilungen wegen der Verbreitung, des Erwerbs und des Besitzes kinderpornografischer Inhalte. Hier wurden 558 Personen verurteilt, 18 Prozent mehr als 2020 (473). Auch die Zahl der Verurteilten wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ist 2021 um 6,2 Prozent gestiegen. Bei den Stalking-Fällen gab es ein deutliches Plus um 16,5 Prozent auf 106 Verurteilungen.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie verzeichnete die Erhebung ein extremes Plus beim sogenannten Subventionsbetrug: Wurden 2020 noch „nur“ 70 Personen deswegen verurteilt, so waren es 2021 bereits 307 - ein Plus von 338,6 Prozent.

Die meisten Verurteilten waren Deutsche (61.293). Der Anteil der nicht-deutschen Täter, die in Bayern verurteilt wurden (47.731), sank damit um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2020 (51.030). Der prozentuale Anteil an allen Verurteilten ist den Angaben zufolge aber gleich geblieben und liegt bei 43,8 Prozent (43,6 Prozent in 2020).

© dpa-infocom, dpa:221130-99-719862/3

north