Masken sind effizient, wenn auch manchmal nervig | FLZ.de

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Veröffentlicht am 07.09.2022 12:06

Masken sind effizient, wenn auch manchmal nervig

Viele sehen Masken als angemessenes Mittel, um Infektionen zu vermeiden. Einige empfinden sie indes als einschränkend. Wie sinnvoll das Tragen ist, welche Effekte es hat - und welche nicht. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
Viele sehen Masken als angemessenes Mittel, um Infektionen zu vermeiden. Einige empfinden sie indes als einschränkend. Wie sinnvoll das Tragen ist, welche Effekte es hat - und welche nicht. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
Viele sehen Masken als angemessenes Mittel, um Infektionen zu vermeiden. Einige empfinden sie indes als einschränkend. Wie sinnvoll das Tragen ist, welche Effekte es hat - und welche nicht. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Da ist sie wieder, die Diskussion um den Mund-Nasen-Schutz. Kaum hatte das Bundeskabinett für Herbst und Winter eine FFP2-Maskenpflicht für bestimmte Situationen sowie weitere Auflagemöglichkeiten für die Bundesländer auf den Weg gebracht, begannen Debatten darum.

Nun steht die Abstimmung im Bundestag an, am Dienstag hat der Gesundheitsausschuss beschlossen, dass die Maskenpflicht in Flugzeugen fallen soll. Wie wirksam Masken sind und ob sie auch negative Effekte haben können - Fragen und Antworten dazu:

Diverse wissenschaftliche Analysen belegen, dass Masken vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Mitte 2020 ergab etwa eine Überblicks-Studie, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde: Gesichtsmasken können das Infektionsrisiko deutlich senken.

Konkrete Zahlen dazu lieferte auch eine Studie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Tragen eine nicht-infizierte und eine infizierte Person gut sitzende FFP2-Masken, beträgt das maximale Ansteckungsrisiko nach 20 Minuten selbst auf kürzeste Distanz in einem Raum kaum mehr als ein Promille.

Selbst OP-Masken - die nicht so dicht anliegen und nicht so gut potenziell infektiöse Tröpfchen aus der Atemluft filtern - verringern das Risiko deutlich: Die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken, liegt dann bei höchstens zehn Prozent, so das Ergebnis der Untersuchung.

„Wenn ich mich nicht anstecken will, trage ich eine Maske. Ganz einfach“, sagt der Physiker Eberhard Bodenschatz, der maßgeblich an der Göttinger Max-Planck-Studie beteiligt war. Die großen Atemluft-Tröpfchen seien wegen ihres Volumens am ansteckendsten. „Masken nehmen diese großen Partikel weg. Das heißt, Sie können mit einer gut sitzenden Maske niemanden mehr anstecken.“

Ganz praktisch: Sie können unbequem wirken und nerven. Besonders, wenn man sie über eine längere Zeit trägt. „Wenn ich ein Modell habe, das nicht gut sitzt, die Bänder an den Ohren drücken - das ist unangenehm“, sagt Verhaltenstherapeutin Cornelia Beeking, die in ihrer Praxis in Münster Kinder und Jugendliche behandelt. Deshalb sei es wichtig, eine bequeme Maske zu finden. Wenn Kinder in der Schule Masken tragen, sollte es regelmäßige Maskenpausen draußen geben.

Zu eben diesem Thema - Masken in der Schule - hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eine eindeutige Haltung: „Wir sind dagegen, schon jetzt eine Maskenpflicht an weiterführenden Schulen für den Herbst und Winter festzulegen“, sagt Sprecher Jakob Maske. Natürlich sei man nicht weltfremd: In bestimmten Situationen sei diese sinnvoll, um Infektionen zu vermeiden. Doch man müsse Kosten und Nutzen sehr gut abwägen.

„Wir haben selten schwere Verläufe bei Kindern und Jugendlichen. Und wir wissen, dass wir die Infektionen nicht aufhalten, sondern nur hinauszögern können“, so Maske. Gemeinsam mit der Impfung seien diese ein wichtiger Baustein der Infektabwehr. Der Kinderarzt sieht zudem durch Masken Mimik wie Kommunikation und dadurch soziale Kontakte in der Schule eingeschränkt.

Bisherige Studien lassen keine allgemeingültigen Aussagen zu möglichen psychischen Problemen bei Kindern zu. „Zu den Auswirkungen des Masketragens auf verschiedene Entwicklungsbereiche von Kindern und Jugendlichen lassen sich basierend auf der unzureichenden Studienlage nur wenige Erkenntnisse ableiten“, heißt es etwa in einer Übersichtsarbeit von Oktober 2021. Es fehle an Forschungsdaten zu den Folgen für psychische Entwicklung, Sprachentwicklung und soziales Verhalten.

Psychotherapeutin Beeking betont: „Ich kenne kein Kind, das allein durch das Masketragen psychisch erkrankt ist.“ Gleiches gelte auch für ihre Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie sich kontinuierlich austausche. Sie sieht das Problem eher aufseiten der Eltern - wenn diese etwa mit Aussagen verunsichert werden, eine Maske könnte ihre Kinder emotional einschränken, ihre Entwicklung beeinträchtigen. Wenn diese Verunsicherung weitergeben werde, könne die Akzeptanz stark beeinträchtigt werden.

Angebliche Probleme durch die Maske bei der Kommunikation in der Schule? Bei Kindern in diesem Alter sei die Sprachentwicklung schon so weit abgeschlossen, dass nicht nur das Sehen des Mundes relevant sei, erklärt Beeking. „Da spielen andere Faktoren eine zusätzliche Rolle, zum Beispiel die Intonation. Das ist mit Maske kein Problem - sonst könnten übrigens blinde Kinder nie sprechen lernen.“

Durch FFP2-Masken erhöht sich der Atemwiderstand, was unangenehm sein kann. Für alle Menschen, die nicht beispielsweise an (chronischen) Atemwegserkrankungen leiden, ist das Tragen indes gesundheitlich unbedenklich. Übersichtsarbeiten ergeben ein eindeutiges Bild: Durch das Tragen von Masken bei körperlicher Belastung verändern sich die Vitalparameter wie Herzschlag und Atemfrequenz praktisch nicht.

Eine Untersuchung der Bergischen Universität Wuppertal bestätigt: FFP2-Masken beeinflussen die Ausdauer-Leistungsfähigkeit bei gesunden Personen nicht - obwohl die Probanden hohe Atemleistungen erbringen mussten.

Die Technische Universität Berlin untersuchte jüngst in einem Experiment, ob Masken Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit haben können. Dabei kam heraus, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Stresssituation mit Kopfrechen-Aufgaben mit und ohne Maske gleich gut bewältigen konnten. Zudem gaben die Probanden an, dass sich ihre mentale Belastung durch das Tragen nicht verändert habe.

© dpa-infocom, dpa:220907-99-662656/3

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