Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage | FLZ.de

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Veröffentlicht am 09.01.2023 05:24

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Ein ukrainischer Militärflugplatz in Cherson nahe der Frontlinie. (Foto: Libkos/AP/dpa)
Ein ukrainischer Militärflugplatz in Cherson nahe der Frontlinie. (Foto: Libkos/AP/dpa)
Ein ukrainischer Militärflugplatz in Cherson nahe der Frontlinie. (Foto: Libkos/AP/dpa)

Die russische Führung gibt sich trotz harter Rückschläge und hoher eigener Verluste bei ihrem Angriffskrieg auf die Ukraine immer noch siegessicher. Russland werde seine Ziele erreichen, daran könnten auch westliche Waffenlieferungen nichts ändern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Das betreffe alle westlichen Waffenlieferungen. Die Waffen würden nur die Leiden des ukrainischen Volkes verlängern, sagte der 55-Jährige.

Kreml betont „absolutes Vertrauen“ in Verteidigungsministerium

Russland musste nach anfänglich großen Eroberungen im Zuge seines Invasionsfeldzugs mehrere Niederlagen hinnehmen. Unter anderem ist es den Ukrainern gelungen, große Teile des Gebiets Charkiw im Norden des Landes und alle Territorien nördlich und westlich des Flusses Dnipro im Schwarzmeergebiet Cherson - darunter auch die Gebietshauptstadt Cherson selbst - zurückzuerobern. Peskow begründete seinen unveränderten Optimismus bezüglich eines russischen Siegs auch damit, dass der „Kreml absolutes Vertrauen“ zu den Informationen des russischen Verteidigungsministeriums habe. Die Verlautbarungen der russischen Militärführung haben sich dabei im Verlauf des Kriegs aber mehrfach als falsch herausgestellt.

Selenskyj: Ukrainer halten schweren Kämpfen im Donbass stand

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sah hingegen trotz schwerster Kämpfe im Osten des Landes kein Durchkommen für die russischen Angreifer. „Bachmut hält durch“, sagte er am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Auch das benachbarte Soledar halte durch, obwohl die Lage schwierig sei. Das Gebiet um die beiden Kleinstädte sei „einer der blutigsten Orte an der Front“.

Papst geißelt Krieg als Verbrechen gegen Gott und die Menschen

Papst Franziskus hat Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Angriffe gegen Zivilisten und die Infrastruktur mit scharfen Worten kritisiert. „Jede Kriegshandlung, die auf die Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos abstellt, ist ein Verbrechen gegen Gott und gegen den Menschen“, sagte der Pontifex vor Botschaftern zahlreicher Länder. Er forderte erneut die sofortige „Beendigung dieses sinnlosen Konflikts“.

Moskau: Lawrow und Chinas neuer Außenminister einig gegen den Westen

Nach russischen Angaben haben Moskaus Chefdiplomat Sergej Lawrow und Chinas neuer Außenminister Qin Gang Einigkeit gegenüber dem Westen demonstriert. Russland und China lehnten beide „die Politik der USA und ihrer Satelliten zur Herstellung einer Hegemonie in den internationalen Beziehungen“ ab, hieß es einer Pressemitteilung des russischen Außenministeriums. Dem Westen werfen Peking und Moskau vor, sich in innere Angelegenheiten einzumischen und Konflikte mit China und Russland zu provozieren sowie deren Entwicklung mit Sanktionen auszubremsen. Das Verhältnis beider Staaten gilt als gut. China hat im Gegensatz zu den westlichen Staaten Russlands Angriff auf die Ukraine nicht verurteilt.

Kiew: Bisherige Waffenlieferungen des Westens reichen nicht

Die Ukraine hat Bedarf für weitere Waffen aus dem Westen angemeldet. „Niemand hat genug getan, solange russische Stiefel auf ukrainischem Boden stehen“, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Bewaffnung der ukrainischen Armee sei der kürzeste Weg, um Frieden und Sicherheit in Europa wiederherzustellen. In der vergangenen Woche hatten Deutschland, die USA und Frankreich angekündigt, Schützen- und Spähpanzer sowie ein Patriot-Flugabwehrsystem zu liefern.

Berichte: Großbritannien erwägt Lieferung von Kampfpanzern

Großbritannien erwägt Medienberichten zufolge die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine. Der TV-Sender Sky News berichtete unter Berufung auf eigene Informationen, es könnten bis zu zehn Kampfpanzer des Typs Challenger 2 an das Land gehen. Ein solcher Schritt würde auch andere Staaten ermutigen, entsprechende Panzer zu liefern, zitierte Sky News eine „ukrainische Quelle“. Ebenfalls unter Berufung auf eigene Informationen schrieb der „Spiegel“, im Kreis der westlichen Ukraine-Unterstützer habe London die mögliche Lieferung von gut einem Dutzend Systemen des Typs Challenger 2 bereits „unverbindlich angekündigt“. Das britische Verteidigungsministerium äußerte sich zunächst nicht.

Polen macht bei Leopard-Panzern Druck

Polen erhöhte indes den Druck in der Debatte über die Lieferung westlicher Kampfpanzer an die Ukraine. Warschau ermutige andere Länder, eine breite Koalition zur Übergabe modernerer Panzer wie etwa vom Typ Leopard zu bilden, sagte Vize-Außenminister Pawel Jablonski dem polnischen öffentlich-rechtlichen Radio. Polen könne Teil einer solchen Koalition sein, sagte Jakub Kumoch, Sicherheitsberater von Präsident Andrzej Duda. Allein werde das Nato-Land aber nichts in dieser Richtung unternehmen. Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken betonte im ZDF-„Morgenmagazin“ erneut die Notwendigkeit einer Abstimmung mit internationalen Partnern.

Linke: Friedensinitiative statt Panzerlieferungen

Die Debatte um die Lieferung von Kampfpanzern nahm zuletzt auch in Deutschland wieder Fahrt auf. Die Linke positionierte sich strikt gegen die Lieferung von Schützen- oder Kampfpanzern. Parteichefin Janine Wissler sagte in Berlin, nötig seien stattdessen Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs.

© dpa-infocom, dpa:230109-99-149960/5

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