Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage | FLZ.de

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Veröffentlicht am 03.11.2022 05:10

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Russland hat am Mittwoch eine Kehrtwende hingelegt und ist wieder in das Getreideabkommen mit der Ukraine eingestiegen. (Foto: Khalil Hamra/AP/dpa)
Russland hat am Mittwoch eine Kehrtwende hingelegt und ist wieder in das Getreideabkommen mit der Ukraine eingestiegen. (Foto: Khalil Hamra/AP/dpa)
Russland hat am Mittwoch eine Kehrtwende hingelegt und ist wieder in das Getreideabkommen mit der Ukraine eingestiegen. (Foto: Khalil Hamra/AP/dpa)

Russlands schneller Rückzieher beim Verbot ukrainischer Getreideausfuhren übers Schwarze Meer hat neue Hoffnung auf eine Entspannung der internationalen Ernährungslage keimen lassen. Am Donnerstag konnten nach türkischen Angaben mindestens sechs Frachter ukrainische Häfen verlassen.

Das von Russland überfallene Land ist einer der größten Erzeuger von Getreide - wichtig vor allem für Millionen Menschen in Afrika und Asien. Allerdings hängt die Zukunft der Transporte von Moskaus Gnaden ab: Russland drohte damit, bei neuen Angriffen auf seine Schwarzmeerflotte das Abkommen abermals auszusetzen. Wegen einer angeblichen Verwicklung von Briten in Angriffe wurde die britische Botschafterin in Moskau ins Außenministerium einbestellt.

Russland will Getreideabkommen nicht automatisch verlängern

Zudem warnte der Kreml, das mit der Türkei, den Vereinten Nationen und der Ukraine im Juli ausgehandelte Abkommen auslaufen zu lassen. Bislang gilt es bis zum 19. November. „Natürlich muss das Thema einer Verlängerung noch erörtert werden. Die offizielle Frist ist noch nicht abgelaufen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland beklagt, dass seine eigenen Exporte von Getreide und Dünger durch westliche Sanktionen behindert würden. Nach UN-Angaben wurden bisher insgesamt mehr als 9,9 Millionen Tonnen Waren verschifft - 42 Prozent davon Mais, 28 Prozent davon Weizen.

Kiew dementiert russische Angaben zu angeblicher Sicherheitsgarantie

Die Ukraine wies russische Angaben zurück, für die Wiederaufnahme der Exporte versprochen zu haben, den Korridor für Getreidefrachter im Schwarzen Meer nicht militärisch zu nutzen. „Die Ukraine hat den Getreidekorridor nicht für militärische Zwecke genutzt und plant auch nicht, dies zu tun“, hieß es in Kiew. Unterdessen tauschten die beiden Kriegsgegner erneut Gefangene aus - pro Seite 107 Soldaten.

Selenskyj: Moskaus „Energieterror“ auszuhalten, ist nationale Aufgabe

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bevölkerung angesichts der massiven russischen Angriffe auf die Energie-Infrastruktur des Landes zum Durchhalten aufgerufen. „Den russischen Energieterror auszuhalten, ist jetzt unsere nationale Aufgabe“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Donnerstag. Er sprach von rund 4,5 Millionen Menschen, die insbesondere in Kiew und zehn weiteren Gebieten immer wieder von Notabschaltungen betroffen seien.

Ukraine: Russland hat Kämpfe an Frontabschnitten verstärkt

Die ukrainische Armee hat von heftigen russischen Attacken in einigen Regionen berichtet. „Der Gegner hat die Intensität der Kämpfe an einzelnen Frontabschnitten verdreifacht - bis zu 80 Angriffe täglich“, teilte der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, in seinem Telegram-Kanal mit, ohne Details zu nennen. Bei einem Telefonat mit Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli habe er die Lage an der Front besprochen. „Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle“, meinte Saluschnyj. Die ukrainische Armee halte die Verteidigung „durch Mut und Geschicklichkeit“ aufrecht.

Moskau zitiert britische Botschafterin ins Außenministerium

Bei der Einbestellung der britischen Botschafterin Deborah Bronnert ging es um den Vorwurf, britische Spezialisten seien an einem Drohnenangriff am Samstag beteiligt gewesen. Moskau wirft London auch vor, hinter der Sabotage an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee zu stecken. London weist dies als absurd zurück.

IAEA findet in Ukraine bisher keine Belege für „schmutzige Bombe“

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf den Bau einer „schmutzigen Bombe“ durch die Ukraine. Das habe eine Inspektion in der Ukraine ergeben, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi. Anlass der Untersuchung waren russische Vorwürfe, die Ukraine wolle eine „schmutzige Bombe“ einsetzen. Ein solche Bombe besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion.

Kiew: AKW Saporischschja erneut ohne Strom von außen

Das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben erneut ohne Strom von außen. Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom teilte mit, durch russischen Beschuss seien Hochspannungsleitungen ausgefallen, die das AKW mit dem ukrainischen Energienetz verbinden. Zur Stromversorgung und Kühlung sei das Werk nun auf Dieselgeneratoren angewiesen. Die IAEA bemüht sich seit Monaten, um das Werk herum eine Schutzzone einzurichten.

Baerbock: US-Partnerschaft Versicherung für Demokratie und Frieden

Um den Krieg in der Ukraine geht es auch bei einem Treffen der Außenminister aus der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) in Münster. Dort war vor mehr als 370 Jahren über den Westfälischen Frieden zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges verhandelt worden, nachdem alle Seiten erschöpft und kriegsmüde waren. Der Friedensschluss gilt als Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Friedensordnung. Deutschland hat in der G7 noch bis zum Jahresende den Vorsitz.

Kremlchef Putin will große Ukraine-Ausstellung in Moskau eröffnen

Russlands Präsident Wladimir Putin will an diesem Freitag nach mehr als acht Monaten Krieg in Moskau eine Ausstellung „Ukraine. Im Wandel der Zeiten“ eröffnen. Putin sprach dem Nachbarland wiederholt das Existenzrecht ab. Unlängst sagte er aber auch, dass es nach dem Krieg noch eine Ukraine geben könne.

Ukrainische Ermittler: 7 Millionen Euro für Militärwesten veruntreut

Rund 7 Millionen Euro für den Kauf militärischer Schutzwesten sollen nach Angaben ukrainischer Ermittler veruntreut worden sein. Der Verdacht richte sich gegen das frühere Management der Patentbehörde Ukrpatent, eine Beamtin im Wirtschaftsministerium und den Leiter einer Hilfsorganisation. Der ukrainische Staatsapparat steht trotz Verbesserungen immer noch im Ruf, anfällig für Korruption zu sein.

© dpa-infocom, dpa:221103-99-363941/9

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