Klimawandel: Warum historische Dürren kein Gegenbeweis sind | FLZ.de

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Veröffentlicht am 26.08.2022 09:57

Klimawandel: Warum historische Dürren kein Gegenbeweis sind

Im fast ausgetrockneten Flussbett des Po in Norditalien bilden sich Risse. (Foto: Luca Bruno/AP/dpa)
Im fast ausgetrockneten Flussbett des Po in Norditalien bilden sich Risse. (Foto: Luca Bruno/AP/dpa)
Im fast ausgetrockneten Flussbett des Po in Norditalien bilden sich Risse. (Foto: Luca Bruno/AP/dpa)

Aber früher war es auch mal trocken! Manch einer wird nicht müde, einzelne lange zurückliegende Wetter-Ereignisse als Beleg dafür heranzuziehen, die aktuelle extreme Trockenheit könne auf keinen Fall etwas mit der Klimaerwärmung zu tun haben. Doch das ist nicht haltbar.

Historische Extremwetter-Ereignisse widerlegen, dass es eine menschengemachte Erderwärmung gibt.

Falsch.

Teils jahrhundertealte Aufnahmen trockener Flussbetten oder Seen werden in sozialen Medien herumgereicht.

Im Jahr 1904 gab es an der Elbe in Dresden ein außergewöhnliches Niedrigwasser, wie historische Berichte belegen. „Seit Ende Mai 1904 hatte es kaum noch geregnet. Der Elbpegel fiel ständig. (...) Die Sonne brannte erbarmungslos, viel länger als gewöhnlich“, beschrieb die „Sächsische Zeitung“ 2015 die Situation rund 100 Jahre zuvor. Schließlich war die Elbe 1904 so ausgetrocknet, dass man im Flussbett spazieren gehen oder nach vermuteten Schätzen graben konnte.

Ganz Europa war im Jahr 1540 von extremer Trockenheit betroffen. Chroniken berichten von extrem niedrigen Pegelständen der großen Gewässer - darunter auch der Bodensee. Im August 1540 sank der Wasserspiegel demnach so tief, dass der hügelige Seeboden fast an der Oberfläche auftauchte. Für eine Studie untersuchte ein Team der Universität Bern mehr als 300 historische Dokumente aus mehreren europäischen Staaten. Im Gebiet der heutigen Schweiz regnete es demnach damals zwischen Februar und September kaum.

Sind diese historischen Ereignisse indes Beweise dafür, dass die aktuelle extreme Trockenheit nichts mit der Klimaerwärmung zu tun haben kann? Nein. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erklärt auf seiner Webseite den Unterschied zwischen Wetter und Klima. Wetter bezieht sich auf ein Ereignis an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Der Begriff Klima hingegen meint die Gesamtheit von Wetter-Phänomenen über einen längeren Zeitraum.

Einzelne Extremwetter-Ereignisse wie etwa die derzeitige Trockenheit können zwar nicht einfach und direkt der menschengemachten globalen Erwärmung zugeordnet werden. Denn entsprechende Wetterlagen können bei bestimmten Faktoren auf natürliche Weise entstehen, so das Umweltbundesamt. Doch treten solche Ereignisse über einen bestimmten Zeitraum häufiger auf, kann dies darauf hinweisen, dass sich das Klima verändert hat. Und Klima-Experten gehen eben genau davon aus: Extreme Wetterereignisse werden häufiger.

Von 1881 bis 2021 ist das Jahresmittel der Lufttemperatur in Deutschland gesichert um 1,6 Grad gestiegen, so der DWD. Markante Hitzeperioden oder Trockentage haben zugenommen, vor allem im Sommer. Dies wirkt sich wiederum auf die Wasserkreisläufe aus - etwa bei der Verdunstung von Wasser - und kann Niedrigwasser-Ereignisse begünstigen. Dass Hitze- und Dürrephasen in Zukunft wahrscheinlicher werden, erklärt auch die Helmholtz-Klima-Initiative.

© dpa-infocom, dpa:220826-99-520930/4

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