Die Flick-Frage: Bundestrainer zum Rapport | FLZ.de

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Veröffentlicht am 07.12.2022 07:15

Die Flick-Frage: Bundestrainer zum Rapport

Bundestrainer Hansi Flick vor dem Anpfiff zum WM-Spiel gegen Costa Rica. (Foto: Christian Charisius/dpa)
Bundestrainer Hansi Flick vor dem Anpfiff zum WM-Spiel gegen Costa Rica. (Foto: Christian Charisius/dpa)
Bundestrainer Hansi Flick vor dem Anpfiff zum WM-Spiel gegen Costa Rica. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick könnte sich am Mittwoch entscheiden. Erwartet wird, dass sich der 57-Jährige zur Analyse des frühen Scheiterns bei der Fußball-WM mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke trifft.

Auf Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff als Fürsprecher muss Flick verzichten, sein Vertrauter muss den Deutschen Fußball-Bund verlassen.

Was spricht für eine Zukunft mit Flick?

Die WM war Flicks erstes großes Turnier als Bundestrainer. Es wäre übereilt, ihn jetzt schon aus dem Amt zu jagen, äußerten viele Weggefährten und Experten. Flick werde seine Lehren ziehen und an der Enttäuschung wachsen. „Sehr, sehr schnell aufarbeiten“ wolle er die WM-Pleite, versprach Flick selbst. „Ich hoffe, dass er bleibt und Punkt“, sagte Abwehrchef Antonio Rüdiger nach dem WM-Debakel.

Flicks Sechs-Titel-Saison mit dem FC Bayern ist noch nicht so lange her. Er galt als Königslösung für die Nachfolge von Joachim Löw. Der Ruf ist zwar deutlich angekratzt, doch grundsätzliche Zweifel an Flicks Qualitäten als Trainer haben in der Branche wohl nur wenige. „Ein sehr guter, feiner Trainer“, sagte der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann über den aktuellen Amtsinhaber.

Jürgen Klopps Berater verwies auf den langfristigen Vertrag des Kulttrainers beim FC Liverpool. Der derzeit arbeitslose Thomas Tuchel dürfte teuer und schwer zu bekommen sein. Watzke warf Tuchel einst bei Borussia Dortmund raus und sagte später, dieser sei „ein schwieriger Mensch“. Der auch genannte Ralf Rangnick wurde schon in der Vergangenheit vom DFB verschmäht und hat sich bis 2024 als österreichischer Nationaltrainer gebunden.

Was spricht für ein Aus für Flick?

Das Aus für Bierhoff, den er als Freund bezeichnet, hat Flick offenkundig tief getroffen. Ihm falle die Vorstellung schwer, wie diese Lücke geschlossen werden könne, ließ der Bundestrainer über den DFB verbreiten. Flick ist Harmonie wichtig. Den FC Bayern verließ er im Zwist mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Auch als DFB-Sportdirektor und Sport-Geschäftsführer der TSG Hoffenheim warf er jeweils vorzeitig hin. Jetzt könnte der nächste Frust-Rückzug folgen.

Die Heim-EM 2024 könnte Neuendorf und Watzke so wichtig sein, dass sie den kompletten Umbruch forcieren. Ohne Bierhoff und ohne Flick. Nach drei vermurksten Turnieren darf die Europameisterschaft im eigenen Land keinesfalls schiefgehen. Zu sehr ist das Image des deutschen Fußballs schon jetzt beschädigt, zu tief der Riss zwischen Fans und Profifußball. Flicks taktische Fehler bei der WM und der zuvor schon sichtbare sportliche Abschwung mit dem Verpassen der Nations-League-Endrunde könnten seine Vorgesetzten daran zweifeln lassen, dass es mit diesem Bundestrainer für den großen Wurf reicht.

Besonders groß ist Flicks Kredit bei den Fans nicht. In einer „Kicker“-Umfrage sprach sich eine knappe Mehrheit sogar gegen seinen Verbleib im Amt aus. Als die DFB-Auswahl 2004 bei der EM in der Vorrunde scheiterte, trat Teamchef Rudi Völler zurück, weil er belastet mit einer derartigen Blamage nicht den Weg Richtung Heim-WM 2006 antreten wollte. Viel Zeit, die Fußball-Nation wieder ganz auf seine Seite zu ziehen, bliebe Flick nicht, zumal bis zur EM nur sportlich bedeutungslose Testspiele anstehen.

© dpa-infocom, dpa:221207-99-809985/3

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