Der Goldstreuer-Eklat ist sogar der FIFA peinlich | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.12.2022 12:15

Der Goldstreuer-Eklat ist sogar der FIFA peinlich

Nusret Gökçe, alias Salt Bae, küsst den WM-Pokal - dabei hätte er nicht auf dem Feld sein dürfen. (Foto: Robert Michael/dpa)
Nusret Gökçe, alias Salt Bae, küsst den WM-Pokal - dabei hätte er nicht auf dem Feld sein dürfen. (Foto: Robert Michael/dpa)
Nusret Gökçe, alias Salt Bae, küsst den WM-Pokal - dabei hätte er nicht auf dem Feld sein dürfen. (Foto: Robert Michael/dpa)

Das war selbst der FIFA eine Prise zu viel. Nach der bizarren Goldshow des als Salt Bae bekannten Promikochs nach dem WM-Finale will der im Normalfall nicht vor Pomp zurückschreckende Weltverband „angemessene interne Maßnahmen“ ergreifen.

Also nicht gegen den Steakbrater, der sich nach Schlusspfiff auf dem Rasen mit dem Pokal wie ein Weltmeister neben Lionel Messi feiern ließ und die PR-Chance seines Lebens ergriff. Vielmehr wolle man in der Zentrale in Zürich dann doch einmal klären, wie der im normalen Leben unter dem Namen Nusret Gökce bekannte Mann überhaupt auf den Platz gekommen sei.

Es bedurfte allerdings eines tagelangen Shitstorms in den ohnehin chronisch aufgeregten sozialen Medien, ehe sich der Fußball-Weltverband zu einer Reaktion veranlasst sah. Der Pokal sei eine ikonische Trophäe, die nur „von einer sehr ausgesuchten Personengruppe berührt werden darf“, teilte die FIFA mit. Ein Stück Fleisch mit Blattgold zu überpinseln, genügt nicht als Qualifikation für jene Personengruppe. Vielmehr müsse man den Pokal als Spieler oder Trainer wirklich gewonnen haben oder wenigstens das Staatsoberhaupt eines Landes sein. 

Salt Bae unter feiernden Argentiniern

Im offenbar schlecht überblickbaren Gewühl nach dem Sieg gegen Frankreich und der Siegerehrung im Lusail Stadion mischte sich Salt Bae am vergangenen Sonntag unter die feiernden Argentinier. Er ging auf Selfie-Jagd, salzte den Pokal mit einer Geste virtuell mit Gold und küsste das gute Stück am Ende auch noch. Messi schaute in den kursierenden Videos zwar irritiert drein und gab dem Goldjungen zunächst eine Abfuhr, ließ sich letztlich dennoch mit dem Koch für ein Foto für dessen Instagram-Kanal ablichten.

Man kennt sich eben. Messi und der Franzose Paul Pogba waren bereits Restaurant-Gäste. Und Salt Bae war der Mann, der dem damaligen Bayern-Profi Franck Ribéry 2019 in Dubai eines seiner dem Vernehmen nach sehr teuren Goldstücke serviert hat. Das löste zunächst eine Wie-protzig-dürfen-Fußballer-sein-Debatte aus und veranlasste dann den Franzosen dazu, sich in seiner Wortwahl massiv zu vergreifen. Dummerweise hielt er diesen Moment filmisch fest und verbreitete ihn auch noch. Das wiederum triggerte den FC Bayern, der Ribéry mit einer „sehr hohe Geldstrafe“ belegte.

Doch es blieb nicht bei Ribéry. Selbst Diego Maradona ließ sich die vergoldete Mahlzeit angeblich nicht entgehen. Und bei so viel Star-Gewimmel darf einer nicht fehlen: FIFA-Präsident Gianni Infantino. Anlässlich der goldigen Sause auf dem Rasen in Katar wurde nun ein Clip wieder Mode, der den Schweizer mit dem Koch an einem Tisch zeigt. Womöglich im Januar 2019. „Das Fleisch hier ist unglaublich. Wie ein Tor von Maradona, Ronaldo, Messi - fantastisch“, schwärmte Infantino. Am Ende kommt es zu einer herzlichen Umarmung inklusive Kuss auf die Wange. Junge Leute bezeichnen das heutzutage möglicherweise als Cringe.

Koch bei US Open vorsorglich ausgeladen

Vielleicht beantwortet das Video auch die Frage, wie Salt Bae an sein Ticket für die WM gekommen ist. Wenn nicht, dann gibt es da noch ein zweites Filmchen, das deutlich aktueller ist. Gökce hat es vor einer Woche selbst auf Instagram geteilt. Darin stellt ihm Infantino höchstpersönlich in Katar eine Reihe Prominenz vor, darunter der König von Malaysia und einige Söhne des Emirs von Katar.

Andere waren übrigens schneller als die FIFA. Die Veranstalter des US Open Cup, dem Pokalwettbewerb der USA, luden Salt Bae schon mal vorsorglich vom Finale 2023 aus. Das dürfte allerdings selbst dem Selbstdarsteller vom Grill egal sein und auch von den Amerikanern nicht ganz ernst gemeint gewesen sein.

© dpa-infocom, dpa:221223-99-02469/3

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