Bundeswehr übt Schutz von Häfen und Flughäfen in Estland | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 15.10.2022 09:21

Bundeswehr übt Schutz von Häfen und Flughäfen in Estland

Spezialisierte Bundeswehrkräfte von Luftwaffe und Marine üben noch bis Ende Oktober in Estland den Schutz von kritischer Infrastruktur. (Foto: Alexander Welscher/dpa)
Spezialisierte Bundeswehrkräfte von Luftwaffe und Marine üben noch bis Ende Oktober in Estland den Schutz von kritischer Infrastruktur. (Foto: Alexander Welscher/dpa)
Spezialisierte Bundeswehrkräfte von Luftwaffe und Marine üben noch bis Ende Oktober in Estland den Schutz von kritischer Infrastruktur. (Foto: Alexander Welscher/dpa)

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine üben spezialisierte Bundeswehreinheiten noch bis Ende Oktober in Estland den Schutz von kritischer Infrastruktur an der Nato-Ostflanke. Rund 170 Soldaten von Luftwaffe und Marine trainieren in dem an Russland grenzenden baltischen Land dazu überhaupt erstmals zusammen, wie Oberstleutnant André Knappe vom Objektschutzregiment der Luftwaffe in Schortens der Deutschen Presse-Agentur bei einem Besuch der Übung in Tallinn sagte. Mit dabei sind bei der Übung auch rund 80 Soldaten von estnischen Verbänden.

Das knapp einmonatige Manöver „Baltic Tiger 2022“, bei der unter anderem der Schutz für Häfen und Flughäfen geübt wird, wurde vor dem Hintergrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa angesetzt. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine will die Nato einen verstärkten Schutz der Bündnispartner an der Ostflanke sicherstellen. „Wir zeigen damit, dass wir gewillt und bereit sind zur Bündnisverteidigung, wenn es nötig ist“, betonte Knappe.

Zusammenwirken verschiedener Militäreinheiten

„Sinn und Zweck dieser Übung ist es, unter Realbedingungen gemeinsam Maßnahmen und Handlungsabläufe zu üben, die zum Schutz und zur Sicherung von Infrastruktur nötig sind“, sagte Knappe. „Wir wollen dabei voneinander, miteinander und untereinander lernen.“ Trainiert werde auch das Zusammenwirken der verschiedenen Militäreinheiten. Geübt wird in Hafenanlagen der estnischen Marine in der Hauptstadt Tallinn, am Militärflughafen Ämari und Truppenübungsplätzen des baltischen EU- und Nato-Landes im Nordosten Europas.

Für die Übung wurden Aufklärungstrupps, Scharfschützen und Soldaten zur Feuerunterstützung nach Estland verlegt. Das Seebataillon der Deutschen Marine schickte Minentaucher und Marineinfanteristen. Dazu kommen noch Spezialisten für atomare, biologische und chemische Kampfstoffe (ABC-Abwehr) sowie Sanitätskräfte.

Gemeinsam ist den Einheiten, dass es sich um sogenannte „Kräfte der ersten Stunde“ handelt, die auf Schutz und Sicherung spezialisiert sind. Sie treffen zumeist noch vor den Hauptkräften ein, um mögliche Gefährdungen festzustellen und zu beseitigen. Zu ihrem Übungsprogramm in Estland, in das auch Kräfte des Nato-Partners eingegliedert werden, zählen Anlandeoperationen, Taucheinsätze, Aufklärungsübungen oder auch die Absicherung von Verbindungswegen und von Truppenverlegungen. Die ABC-Abwehrkräfte wiederum richteten Dekontaminationsplätze in Hafenanlagen und auf Übungsgeländen ein.

Aktueller Anlass in Deutschland

Der verstärkte Schutz kritischer Infrastruktur war zuletzt auch durch die folgenschwere Bahn-Sabotage in Deutschland und den Vorfällen an den Nord-Stream-Gasleitungen ins öffentliche Interesse gerückt. „Aus militärischer Sicht ist diese Bedrohung nicht neu. Bei ziviler Infrastruktur hat sie aber eine andere Dimension und erfährt eine größere Wahrnehmung“, meinte Knappe. Aus seiner Sicht verdeutlichten die Anschläge, „wie wichtig es ist, das Luftwaffe und Marine auf Schutz spezialisierte Kräfte für den Ernstfall vorhalten“.

Die Luftwaffe beteiligt sich bereits seit Jahren und auch aktuell an der Nato-Luftraumsicherung über dem Baltikum, die Deutsche Marine an der Räumung von verbliebenen Weltkriegsseeminen vor der baltischen Ostseeküste. „Wir erfahren in Estland eine tolle Gastfreundschaft sowohl von militärischer Seite als auch außerhalb der Kaserne von der Bevölkerung“, schilderte Knappe seine Erfahrungen in dem kleinen Land mit 1,2 Millionen Einwohnern im Nordosten Europas.

© dpa-infocom, dpa:221015-99-135612/2

north