Bei schwülwarmem Wetter hat in Niederbayern die Holzkirchener Kerzenwallfahrt auf den Bogenberg stattgefunden - nach der Zwangspause angesichts der Corona-Pandemie in diesem Jahr wieder vor Hunderten Zuschauern. Wie es die Tradition will, tragen „starke Männer“ aus Holzkirchen, einem Stadtteil von Ortenburg (Landkreis Passau), eine 13 Meter lange Kerze zur etwa 75 Kilometer entfernten Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg bei Straubing. Die Kerze ist ein mit rotem Wachs umwickelter, rund 45 Kilogramm schwerer Baumstamm.
Nach dem Start der Wallfahrt am Freitag in Holzkirchen wurden die Pilger am Sonntagnachmittag von Schaulustigen zunächst auf dem Marktplatz in Bogen begrüßt, von wo aus sie sich aufmachten auf den nahen Bogenberg. Ebenfalls Tradition ist es, dass abwechselnd immer nur einer der „starken Männer“ die Kerze trägt, und zwar senkrecht stehend. Im Laufschritt eilte der jeweilige Träger den steilen Wanderweg einige Meter hinauf, ehe ein anderer den Stamm übernahm.
Durchgeschwitzt kamen die Männer oben an der Wallfahrtskirche an - unter dem Applaus der Zuschauer. Nach einer Ehrenrunde um die Kirche legten die Männer den Stamm um und brachten ihn in das Gotteshaus.
Der Überlieferung nach geht sie auf ein Gelübde im Jahr 1475 zurück, nach dem jedes Jahr ein Kerzenopfer auf den Bogenberg gebracht werden soll - zum Dank für die Hilfe der Mutter Gottes gegen die Ausbreitung des Borkenkäfers. Seit diesem Jahr steht die Wallfahrt im Bayerischen Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
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