Bei der bundesweiten Razzia im Zuge des Verbots des rechtsextremistischen Vereins „Hammerskins Deutschland“ sind in Bayern am Dienstag drei Wohnungen durchsucht worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur waren Ermittler am frühen Morgen in Haßfurt (Landkreis Haßberge), Roden (Landkreis Main-Spessart) und Roßtal (Landkreis Fürth) im Einsatz. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wohnen dort Mitglieder der im Freistaat ansässigen Chapter „Bayern“ und „Franken“ des Vereins. Bundesweit sind demnach 13 Chapter der Gruppe bekannt.
Rund 60 Polizistinnen und Polizisten waren nach Angaben des bayerischen Innenministeriums im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte. Ein Objekt sei auch wegen möglicher Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz durchsucht worden. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.
„Die Fahnder müssen nun alle sichergestellten Beweismittel akribisch auswerten, um das Umfeld und mögliche Straftaten der „Hammerskins“ aufzuhellen“, sagte Herrmann. Deren Mitglieder hätten sich zusammengeschlossen, „um ihre rechtsextremistische Weltanschauung als Gruppierung auszuleben und weiter zu verfestigen“, so Herrmann. Mit dem Verbot würden auch wichtige Identifikationsmerkmale der Rechtsextremisten und deren martialische Symbole aus der Öffentlichkeit verbannt.
Das Bundesinnenministerium hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Ministerin Nancy Faeser (SPD) den rechtsextremistischen Verein sowie seine regionalen Ableger und die Teilorganisation „Crew 38“ verboten hatte. Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten demnach Wohnungen von 28 mutmaßlichen Mitgliedern des Vereins in zehn Bundesländern. Bei den Vorbereitungen für das Verbot haben Bund und Länder nach Angaben des Ministeriums über ein Jahr lang zusammengearbeitet. Auch mit US-Partnerbehörden sei kooperiert worden.
Die Neonazi-Gruppe ist ein Ableger einer Gruppierung aus den USA und existiert in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre. Zu den rechtsextremistischen Vereinigungen, die in den vergangenen Jahren verboten wurden, zählen unter anderem „Combat 18“ und „Nordadler“. Laut Ministerium ist es das 20. Verbot einer rechtsextremistischen Vereinigung durch das Bundesinnenministerium.
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