Die ersten Sommerfestspiele gehen schon zu Ende. Eines sollte noch bis Mitte September dauern: der Fränkische Sommer. Der Bezirk Mittelfranken musste sein Festival allerdings absagen. Kosten fielen trotzdem an: rund 366 000 Euro.
Die Werbung für den Fränkischen Sommer war längst angelaufen. Die Programmhefte waren ausgeliefert, die Konzerte sehr gut verkauft. Die Absage kam am 29. Juni daher überraschend. Vier Tage später, am 2. Juli hätte der Fränkische Sommer in Rothenburg beginnen sollen. 50 Konzerte an 26 Spielorten waren geplant.
Aber: Der Bezirk Mittelfranken und Dr. Christoph Tölle, der Intendant des Fränkischen Sommers, hatten „übereinstimmend beschlossen“, so die Pressemitteilung des Bezirks, ihr Vertragsverhältnis aufzulösen. Regulär wäre der Vertrag bis Ende September 2023 gelaufen.
Der Bezirk wies auf „Differenzen bei der Zusammenarbeit“ hin, nannte als erstes jedoch „gesundheitliche Gründe“. Laut Tölles Ehefrau ist ihr Mann „akut ernsthaft erkrankt“. Sie geht von einem „längeren Regenerationsprozess“ aus.
Als die Absage kam, waren von 45 Verträgen fünf mit den Künstlerinnen und Künstlern des Eröffnungswochenendes unterzeichnet. Mit allen anderen seien die wesentlichen Vertragsinhalte bereits ausgehandelt gewesen, so Wolf Dieter Enser, der Pressesprecher des Bezirks.
Nicht abgeschlossen waren auch andere organisatorische Arbeiten. Enser: „Durch coronabedingte zusätzliche Hygienemaßnahmen für jede Location und Verschiebung des Festivals im Februar musste um- und erneut geplant werden. Daher war klar, dass die Organisation auch teilweise parallel zum Festival erfolgen musste.“
Ein Festival verursacht Kosten, selbst wenn es nicht stattfindet. Eine Woche nach der Absage hatte der Bezirksausschuss zugestimmt, dass nicht nur die Künstlerinnen und Künstler mit geschlossenen Verträgen das volle Honorar erhalten, sondern auch jene, die keine unterschriebenen Verträge haben. Wie in solchen Fällen üblich, gilt die Einschränkung, dass „ersparte Aufwendungen soweit im Honorar enthalten oder Ersatzeinnahmen“ abgezogen werden. Falls also zum Beispiel ein Musiker für den offenen Termin ein neues Engagement findet, muss er seine Gage mit der für das abgesagte Konzert verrechnen.
Der Bezirk geht, so Pressesprecher Enser, von Ausfallkosten in Höhe von rund 250 000 Euro aus. Dazu kommen Ausgaben etwa für Werbung, Internetauftritt und Programmhefte. Sie belaufen sich auf rund 80 000 Euro. Zusammen ergibt das 330 000 Euro.
Kosten sind außerdem im vergangenen Jahr angefallen, in dem der Fränkischer Sommer turnusgemäß nicht stattfand. Enser beziffert sie auf rund 36 000 Euro.
Dieses Jahr hätte der Etat des Musikfestivals 425 000 Euro betragen. Zum Vergleich: Der Etat der Bachwoche Ansbach ist dreimal so hoch. Als Anteil des Bezirks am Etat des Fränkischen Sommers waren 210 000 Euro vorgesehen. Der andere Teil hätte durch Einnahmen aus Kartenverkäufen, Spenden und Sponsorengelder finanziert werden sollen.
Diese Einnahmen wird es nun nicht geben. Bereits eingegangene Sponsorengelder sollen zurückgezahlt werden. Ausgleichen will der Bezirk die Finanzierungslücke mit Haushaltsresten der Mittelfranken-Stiftung aus dem Jahr 2020.
Dass der Etat von 425 000 Euro nicht ausgeschöpft wird, liegt nach Auskunft von Wolf Dieter Enser daran, dass etwa 95 000 Euro nicht benötigt werden. Zum Beispiel werde eine CD nicht produziert und Sachkosten wie Mieten und Fahrspesen würden nicht anfallen.
Dass der Fränkische Sommer ohne Intendanten und ohne dessen Konzerte hätte stattfinden können, schließt Enser aus: „Der Intendant ist für Organisation und Durchführung des gesamten Festivals zuständig, weshalb er auch bei jedem Konzert anwesend sein muss.“ Die Aufgaben, Kenntnisse und Absprachen des Intendanten hätten so knapp vor dem Festival nicht von jemand anderem erworben werden können.
In der Hand des Intendanten liegt es, ein Team aus Helfern und freien Mitarbeiter aufzubauen und zu leiten. Personelle Ausfälle im Vorbereitungsteam könnten aus der Bezirksverwaltung, erläutert der Pressesprecher, „wenn überhaupt, nur sehr begrenzt, aufgefangen werden“. Beim Bezirk arbeiten zwei Personen für das Musikfestival. Sie seien aber auch für andere Bereiche tätig.