Veröffentlicht am 17.03.2023 16:08

Angler sehen Altmühl-Renaturierung kritisch

Das Foto zeigt die auf diesem von oben nach unten fließende renaturierte beziehungsweise umgestaltete Altmühl bei Ornbau mit der Staatsstraße 2411 Triesdorf-Arberg. Auf dem rechten Flussufer oben ist der Schilfgürtel zu sehen, der sich so stark ausgebreitet hat, dass etwa Fischern dort der Zugang zum Wasser stark erschwert wird. Das Schilf wird durch eine Beweidung mit Angus-Rindern eingedämmt. (Foto: Hajo Dietz)
Das Foto zeigt die auf diesem von oben nach unten fließende renaturierte beziehungsweise umgestaltete Altmühl bei Ornbau mit der Staatsstraße 2411 Triesdorf-Arberg. Auf dem rechten Flussufer oben ist der Schilfgürtel zu sehen, der sich so stark ausgebreitet hat, dass etwa Fischern dort der Zugang zum Wasser stark erschwert wird. Das Schilf wird durch eine Beweidung mit Angus-Rindern eingedämmt. (Foto: Hajo Dietz)
Das Foto zeigt die auf diesem von oben nach unten fließende renaturierte beziehungsweise umgestaltete Altmühl bei Ornbau mit der Staatsstraße 2411 Triesdorf-Arberg. Auf dem rechten Flussufer oben ist der Schilfgürtel zu sehen, der sich so stark ausgebreitet hat, dass etwa Fischern dort der Zugang zum Wasser stark erschwert wird. Das Schilf wird durch eine Beweidung mit Angus-Rindern eingedämmt. (Foto: Hajo Dietz)
Das Foto zeigt die auf diesem von oben nach unten fließende renaturierte beziehungsweise umgestaltete Altmühl bei Ornbau mit der Staatsstraße 2411 Triesdorf-Arberg. Auf dem rechten Flussufer oben ist der Schilfgürtel zu sehen, der sich so stark ausgebreitet hat, dass etwa Fischern dort der Zugang zum Wasser stark erschwert wird. Das Schilf wird durch eine Beweidung mit Angus-Rindern eingedämmt. (Foto: Hajo Dietz)

Peter Neuner, Vorsitzender des Fischereivereins Nürnberg, hat im Ornbauer Stadtrat über den Zustand der renaturierten Altmühl geklagt. Der Verein bewirtschaftet die Altmühl bei Ornbau seit 1930. Das Wasserwirtschaftsamt räumte auf FLZ-Anfrage Änderungsbedarf bei dem Projekt ein.

Der Leiter der Ansbacher Behörde Thomas Keller bat gegenüber der FLZ um Verständnis: „Letzten Endes kann das Geschehen im Naturhaushalt nie eingeplant oder vorausgesehen werden. Trockenphasen oder Hochwasser beeinflussen unsere Renaturierungen immer wieder – mal positiv, aber auch mal negativ. Dann muss gegebenenfalls, wie hier, nachgesteuert werden.“

Peter Neuner hatte beklagt, an vielen Stellen sei das Ufer zugewachsen; auch Einzäunungen würden es erschweren, direkt ans Wasser zu kommen. „Die Renaturierung hat zudem dazu geführt, das sich Wasserlinsenteppiche gebildet haben, die bis zu 20 Zentimeter dick sind.“

Bett schon lange nicht mehr ausgebaggert

Die Ursache sieht der Fischereivereinsvorsitzende darin, dass der ohnehin sehr langsam fließende Fluss durch die zusätzlichen Schlaufen und Verästelungen noch langsamer geworden sei.

Das Wasserwirtschaftsamt verweist darauf, dass die Renaturierung der Altmühl Rückzugsmöglichkeiten und verbesserte Lebensbedingungen für die vielen dort heimischen Tiere und Pflanzen mit sich gebracht habe.

Peter Neuner führte indes einen weiteren Kritikpunkt an: Das Wasserwirtschaftsamt habe die Altmühl seit Jahrzehnten nicht mehr ausgebaggert. Auch der Überleiter zum Altmühlsee sei total verschlammt.

Zum Thema Ausbaggern betonte Thomas Keller: Es seien „strenge naturschutzfachliche und wasserwirtschaftliche Aspekte zu beachten“. So seien Wasserpflanzen „auch als Fischhabitat wichtig“. Ein Pflanzenbewuchs in und entlang des Gewässers sei essenziell. Eingriffe erfolgten „daher eher restriktiv“, nur punktuell und in Etappen. Und in „Extremniedrigwasserjahren wie 2022“ seien sie überhaupt nicht vertretbar.

Über Hochwasser werde das Sediment regelmäßig in den Altmühlsee eingetragen. Keller: „Hier entnehmen wir jährlich rund 25.000 Kubikmeter Sediment.“ Der Altmühlzuleiter sei „letztmalig vor circa zehn Jahren vom Sediment befreit“ worden. Der Wasserwirtschaftsamtschef betont: „Wir stehen mit dem Fischereiverband Mittelfranken fachlich in einem engen Austausch. Gerne erkundigen wir uns dort gezielt nach – eventuell uns nicht bekannten – Problempunkten.“

Er stellte zudem die Vorteile einer Renaturierung für die „ökologische Funktionsfähigkeit“ eines Gewässers heraus, „insbesondere als Lebensraum von wild lebenden Tieren und Pflanzen“. Deshalb sei „die Altmühl aus ihrem starren, begradigten Bett befreit worden. Und man habe zunächst dem „naturbelassenen Aufkommen an Pflanzen“ seinen Lauf gelassen.

Er räumte jedoch ein, dass nun doch eingegriffen werden müsse. So seien „2020/2021 lokal Weidenstecklinge gepflanzt“ worden, „die jedoch aufgrund von Trockenheit sehr schlecht anwuchsen“. Ein sich währenddessen ausbreitender „breiter Schilfsaum“ werde, „auch aufgrund der Anregungen der örtlichen Fischer“, eingedämmt. Eine maschinelle Mahd scheide aber „in einem solchen strukturreichen Gelände nahezu aus“.

Wie Andreas Lebender, der Leiter des Sachgebiets Gewässerentwicklung beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach, auf Nachfrage erläuterte, weiden deshalb jeweils im Frühjahr und Herbst – bis zu einem Zaun am Gewässerufer – Angus-Rinder. Dadurch werde die Ausbreitung des teils undurchdringlichen Schilfs eingedämmt, und Fischer gelangten wieder zum Fluss. Die Beweidung wirkt sich zudem, so Amtschef Keller, positiv auf die Wiesenbrüter aus.

Keller führte zudem eine mögliche Erklärung für die Ausbreitung der Wasserlinse an: „Die bestehende Problematik des hohen Nährstoffgehalts der Altmühl wurde durch das Hochwasser 2021 vermutlich noch einmal verstärkt, indem große Nährstofffrachten mobilisiert wurden“, nachdem landwirtschaftliche Nutzflächen überflutet worden seien.

Beschleunigung durch Stämme als Barrieren

2022 „konnten sich dann während der Niedrigwasserzeit und extrem geringen und langsamen Abflüssen Stillgewässerarten wie Wasserlinsen besonders gut entwickeln“.

Das Amt habe daraufhin an insgesamt vier Tagen circa 80 Kubikmeter Wasserlinsen bei Ornbau entnehmen lassen, und zwar auch auf Wunsch des Fischereiverbands Mittelfranken. Der Behördenchef fährt im Hinblick auf 2023 fort: „Um die beschriebenen negativen Auswirkungen in Niedrigwasserzeiten etwas zu verbessern und die Strukturvielfalt noch weiter zu erhöhen, möchten wir in diesem Jahr Einengungen mittels Strömungslenkern vorsehen.“

Dafür werden Eschenstämme verwendet, die auf naturnahe Art und Weise eine Sperre für das Wasser seien, so dass es durch die Zwischenräume schneller hindurchfließt, so Lebender. Dies kommt den Angaben zufolge auch den Anglern zugute, da sich strömungsliebende Fischarten in dem Abschnitt dadurch wieder wohler fühlen.


Kurt Güner
Kurt Güner
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