Sie gehört zu Mercedes wie der Stern auf der Haube. Denn kein anderes Auto verkörpert die Ideale der Business-Klasse so sehr wie die E-Klasse.
Entsprechend groß ist die Neugier auf eine neue Generation. Erst recht, wenn die Premiere auch noch in den womöglich größten Umbruch fällt, den die PS-Branche je erlebt hat. Doch keine Sorge: Wenn im Herbst die Baureihe W 214 kommt, bleibt auf den ersten Blick alles beim Alten.
Ja, das Taxi haben die Schwaben gestrichen. Doch mit der mindestens 61 999 Euro teuren Limousine, wenig später dann auch mit dem Kombi T-Modell (ab 64 498 Euro) und im Frühjahr mit dem auf Knopfdruck um bis zu 46 Millimeter aufgebockten All-Terrain - für etwa 3000 Euro Aufschlag - gibt es immerhin drei Varianten zur Wahl.
So deckt die E-Klasse auch künftig den Bedarf der Besserverdienenden - egal, ob die nun für die Firma unterwegs sind, mit der Familie oder in der Freizeit.
Dass die Welt im Wandel ist, sieht man der E-Klasse nicht an: Ja, eine schwarze Maske um den Grill rückt sie in die Nähe der rein elektrischen EQ-Modelle. Und ein bisschen größer ist sie auch wieder geworden. Dank guten zwei Zentimetern mehr Radstand strecken sich Limousine und Kombis auf 4,95 Meter.
Aber egal, ob als Stufenheck oder T-Modell, sie bleibt ihrer klassischen Linie treu und lässt sich auch vom Wind nicht verbiegen. Und dass sie als All-Terrain den feinen Zwirn gegen Freizeitkleidung tauscht, daran haben sich die Kunden schon in der letzten Generation gewöhnt. Zumal der Geländekombi zwischen all den SUV noch immer elegant und buchstäblich zivil aussieht.
Dabei nimmt er seinen Abenteuer-Auftrag mit serienmäßigem Allrad, Offroad-Fahrprogramm und geländefreudigen Gimmicks wie der mit Hilfe von Kameras quasi durchsichtig gemachten Wagenfront sehr wohl ernst.
Innen sieht die Sache dagegen ganz anders aus. Bequeme Sessel, mehr Platz auf allen Plätzen, beim Kombi im besten Fall 615 bis 1830 Liter Stauraum hinter der elektrischen Klappe und ein betont nobles Ambiente: Es bleibt zwar bei dem der E-Klasse ganz eigenen Gefühl, zu Hause zu sein. Aber: Mercedes hat dieses Zuhause gründlich modernisiert. Die Klimaanlage hat nun Ausströmer, die sich automatisch einstellen. Es gibt einen Dolby-Atmos-Sound wie im Kino, den man mit Vibrationen im Sitz und dem Pulsieren der Ambientebeleuchtung jetzt auch spüren und sehen kann.
Und vor allem gibt es den neuen Superscreen: Ein Bildschirm hinter dem Lenkrad, einer auf der Mittelkonsole und einer vor dem Beifahrer verschmelzen zu einer digitalen Spielwiese, auf der ein weiterentwickeltes Infotainment viele neue Möglichkeiten bietet.
Die Bedienung wird mit selbst lernenden Routinen leichter denn je. Für mehr Unterhaltung sorgen eine Selfie-Kamera und Streaming-Angebote. Und weil die E-Klasse ja zumeist von Geschäftskunden gekauft wird, sind - zumindest im Stand - jetzt sogar Video-Konferenzen möglich.
Auch beim Antrieb geht Mercedes mit der Zeit - selbst wenn ein ausschließlich elektrisches Fahren dem EQE vorbehaltet bleibt. So gibt es mittelfristig Vier- und Sechszylinder für Benzin und Diesel mit 145 kW/197 PS bis 280 kW/381 PS. Bei Limousine und Kombi auf Wunsch und beim All-Terrain immer ist Allradantrieb verfügbar.
Zum Angebot kommen zwei Benziner und ein Diesel als Plug-in-Hybride, deren elektrische Seite deutlich gestärkt wurde: Die Akkus reichen mit fast 26 kWh jetzt im besten Fall für mehr als 100 Kilometer und können mit bis zu 55 kW am Gleichstrom-Anschluss zudem schneller laden als bisher.
Auf den ersten Metern gibt die neue E-Klasse den gewohnten Gleiter, der sich - einer präzisen, aber sanftmütigen Lenkung und der bei den Limousinen aufpreispflichtigen Luftfederung sei Dank - durch nichts und niemand aus der Ruhe bringen lässt.
Egal, wie lange die Fahrt dauert, steigt man hier entspannter aus, als man eingestiegen ist. Doch wer von der Fernstraße abbiegt, erlebt die E-Klasse in neuem Licht. Mit einer Hinterachslenkung wird sie spürbar agiler, fühlt sich handlicher an, schwingt engagierter um die Kurven und bringt so etwas wie Fahrspaß in die Dienstfahrt. Das macht Lust auf den AMG, der bald wieder die Modellpalette krönen wird.
Von wegen das Beste zum Schluss. Als Kern der Marke hat die E-Klasse Bestandsschutz und lebt auch in der neuen Welt der EQ-Modelle weiter. Doch mitten in der Transformation zeigt sich der Benz fürs Business tatsächlich noch einmal vom seiner besten Seite, bietet mehr Vielfalt als sein elektrischer Vetter, poliert seine bekannten Stärken und ist trotzdem offen für Neues. Damit wird die E-Klasse zum perfekten Bindeglied zwischen der alten und der neuen Autowelt.
Datenblatt: Mercedes E 300 e T-Modell
© dpa-infocom, dpa:230918-99-236515/3