Die Baugrube in der Nürnberger Straße in Markt Erlbach hat einen ungewöhnlich aussehenden Untergrund: Deutlich sieht man da über eine längere Strecke eine Reihe von Holzbohlen. Vermutlich handelt es sich um die Überreste einer mittelalterlichen Straße, die Nürnberg mit Windsheim und Uffenheim verband.
Neben der historischen Bedeutung weckt der Fund aber auch Befürchtungen: Diejenigen, die durch Laster auf der Suche nach kürzeren Umleitungen geplagt sind, unken schon, dass sich die Kanalbauarbeiten auf der Staatsstraße am Ortsausgang von Markt Erlbach in Richtung Eschenbach noch länger hinziehen.
Doch das soll nicht so sein, kündigt das Landesamt für Denkmalpflege an: Die Grabung vor Ort sei bereits abgeschlossen und die Befunde dokumentiert. Eine Verzögerung sei nicht zu erwarten, da es sich um eine geplante archäologische Begleitung im Vorfeld der eigentlichen Baumaßnahme handelte. Ausgegraben würden nur jene Bereiche des Bodendenkmals, die später durch die Bauarbeiten zerstört werden. Deshalb lässt sich auch nichts darüber sagen, wie breit die Bohlenstraße war.
Auch über die Datierung ist noch nichts bekannt. Proben des Holzes, mit denen in einer sogenannten dendrochronologischen Untersuchung das Alter bestimmt wird, seien noch nicht bei der Behörde eingegangen. Solche Knüppeldämme seien über einen sehr langen Zeitraum gebaut worden – von der Jungsteinzeit bis ins 19. Jahrhundert.
Die Kosten für die archäologische Begleitung hat, wie die der gesamten Baustelle, der Verursacher zu zahlen, teilte Bauamtsleiter Michael Schlag mit. Das ist der Eigentümer des Edekamarktes, für den ein groß dimensionierter Stauraumkanal und eine Linksabbiegerspur erstellt werden müssen.
Auch wenn die Teile der früheren Straße also nur kurz zu sehen sein und dann durch den Bau zerstört werden, lassen sie doch einen Blick in eine Zeit zu, in der Markt Erlbach einige Bedeutung zukam. Denn wie Martin Held schon 2005 in einem Heimatbrief schrieb, wurde der Markt 1384 sogar zur Stadt ernannt. Als wesentlichen Grund dafür nennt Held die Lage des Marktes an zwei überregionalen Straßen.
1386 wird Markt Erlbach als Station einer vermutlich schon älteren Geleitstraße genannt, die sich in der Hand der Burggrafen von Nürnberg befand. Sie boten Schutz und forderten im Gegenzug Zoll.
Held, auf dessen Artikel der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Gerhard Wagner in diesem Zusammenhang aufmerksam machte, erwähnt, dass das Feldwegstück zwischen der Abzweigung nach Neustadt und dem Kellerweg noch manchmal „Schrankenweg“ genannt wird. Er vermutet, dass sich damals eine Art Kontrollstation mit einer Schranke dort befand.
Markt Erlbach lag zugleich an der Verbindung von Erlangen über Neustadt nach Ansbach. Auch dort scheinen die heutigen Straßen auf derselben Trasse zu verlaufen wie die des Mittelalters – nur etwa zwei Meter höher. In der Windsheimer Straße im Westen des Kernorts wurden bei Bauarbeiten ebenfalls Holzbohlen entdeckt. Im Volksmund heißt die Straße sogar „Bohlenreich“, informiert Wagner.
Heute ist Markt Erlbach wieder Markt. Held schreibt: „Nachdem Markt Erlbach offensichtlich nicht den erhofften Aufschwung nahm, ging der Titel ’Stadt’ wieder verloren. Wie – etwa durch einen ausdrücklichen Rechtsakt – und wann das geschah, liegt im Dunkeln.“