Max Verstappen wirkte von seiner weltmeisterlichen Aufholjagd auf dem Highspeed-Kurs am Roten Meer ziemlich mitgenommen, den Sieg beim Großen Preis von Saudi-Arabien musste er seinem Red-Bull-Teamkollegen überlassen.
Der 25 Jahre alte Niederländer raste beim Großen Preis von Saudi-Arabien vom 15. Startplatz auf Rang zwei, nur geschlagen von Sergio Perez, der wie im vergangenen Jahr von der Pole ins Rennen gestartet war. „Fantastisch Checo“, gratulierte Teamchef Christian Horner dem Mexikaner zum fünften Karriereerfolg. „Es war härter als ich gedacht hatte“, meinte Perez.
Dank der schnellsten Rennrunde kurz vor Schluss blieb Verstappen im WM-Klassement aber knapp mit einem Punkt vor dem Mexikaner Perez. „Yeah, nicht schlecht“, funkte Verstappen, der nach einer Magen-Darm-Infektion mit Verspätung nach Saudi-Arabien gereist war, an die Box: „Ich habe mir einen nach dem anderen geschnappt.“
Als Dritter kam wie schon beim Auftaktrennen vor zwei Wochen in Bahrain Fernando Alonso ins Ziel und feierte zunächst den 100. Podiumsplatz seiner Karriere. Zu früh, schien es: Nachdem der 41 Jahre alte Spanier schon seine Trophäe in den Nachthimmel gereckt hatte, kam die Nachricht von der Rennleitung: Zehnsekundenstrafe, weil er eine Fünfsekundenstrafe im Rennen nicht regelgerecht abgesessen hatte.
Profiteur war zunächst George Russell, der im Mercedes nachträglich von auf Rang vier auf drei kletterte. Weit nach Mitternacht in Dschidda folgte die erneute Kehrtwende: Nach einer Neubetrachtung nahmen die Rennkommissare die Strafe gegen Altmeister Alonso wieder zurück, der zuvor schon von einer „Fia-Show“ gesprochen hatte.
Für Verstappen galt vor allem eins: Schadlos die ersten Runde im dichten Mittelfeld überstehen. Ein Defekt an der Antriebswelle hatte den zweimaligen Champion, der zuvor alle Trainingseinheiten auf dem superschnellen Stadtkurs dominiert hatte, im Qualifying gestoppt. Nur Startrang 15. „Wir haben ein schnelles Auto, du musst aber trotzdem vorsichtig sein“, betonte er vor seiner Aufholjagd.
Als Startgewinner durfte sich Alonso fühlen, aber nur kurz. Der Weltmeister von 2005 und 2006 beschleunigte in seinem Aston Martin schnell und besser als Perez. Auf dem kurzen Stück zur ersten Kurve ließ sich der 41 Jahre alte routinierte Spanier auch vom Manöver des Mexikaners nicht beeindrucken, der nach innen zog. Alonso übernahm die Führung.
Am Samstag hatte er Platz drei in der Qualifikation geschafft, dank einer Startplatzstrafe gegen Leclerc rutschte Alonso aber in die erste Startreihe. Deutlich weiter hinten wartete Verstappen auf das Erlöschen der Roten Ampeln. Noch in der Anfangsphase erhielt er eine Fünf-Sekunden-Strafe, die er allerdings erst beim Reifenwechsel abbrummen musste. Alonsos Vergehen: Er hatte seinen Aston Martin nicht regelkonform in die Startbox gestellt.
Ohne große Gegenwehr ließ er in der vierten Runde Perez wieder an sich vorbeiziehen. Vor einem Jahr hatte der Mexikaner in Dschidda die erste Pole seiner Karriere geholt, das Rennen aber nicht gewonnen, sondern Verstappen. Diesmal machte er es bei seiner zweiten Pole besser.
Vor allem Teamkollege Verstappen zeigte aber auch diesmal wieder, dass er in seinem Red Bull in einer eigenen Liga unterwegs ist. Im vergangenen Jahr hatte er von Startplatz 14 in Belgien gewonnen. Dass ein Defekt am Aston Martin von Alonsos Teamkollege Lance Stroll für eine Safety-Car-Phase sorgte, begünstigte den Titelverteidiger und Vorjahressieger. Schnell in die Box, Reifen wechseln.
Als Bernd Mayländer das Safety Car wieder in die Garage fuhr, lag Verstappen bereits auf Platz vier hinter dem weiter führenden Perez. Dahinter lag weiter Alonso, der die Zeitstrafe durch die Safety-Car-Phase auch gut verkraften konnte, aber nach nicht mal der Hälfte der Renndistanz schon Verstappen im Rückspiegel hatte und vom Dschidda-Dominator in der 25. Runde überholt wurde. Auf Perez fehlten Verstappen nun nur noch rund fünf Sekunden. „Ich weiß, dass es nicht realistisch ist, hier um den Sieg zu fahren“, hatte er vorher noch gesagt.
Die Frage war nun nur: Attackiert Verstappen nun auch noch den Teamkollegen, der schon im vergangenen Jahr bei seiner ersten Pole in der Motorsport-Königsklasse den Sieg in Dschidda verpasste? Der Rückstand blieb erstmal recht konstant bei knapp fünf Sekunden. Von hinten drohte Verstappen auch keine Gefahr, das Red-Bull-Duo fuhr sein eigenes Rennen an der Spitze.
Schlagen kann sich Red Bull wohl nur selbst, und bei Verstappen machten sich dann auf einmal auch wieder Sorgen um die Antriebswelle breit. Nicht mehr wirklich gelassen funkte er mehrfach an die Box, schaffte es aber letztlich als Zweiter beim zweiten Red-Bull-Doppelerfolg in zweiten Rennen dieses Jahres ins Ziel - mit der schnellsten Rennrunde im finalen Umlauf.
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