Ärger um Arbeitsbedingungen bei jüngster Lufthansa-Tochter | FLZ.de

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Veröffentlicht am 15.08.2022 13:30

Ärger um Arbeitsbedingungen bei jüngster Lufthansa-Tochter

Passagiere gehen an Bord einer Maschine der Lufthansa-Tochter „Eurowings Discover“. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Passagiere gehen an Bord einer Maschine der Lufthansa-Tochter „Eurowings Discover“. (Foto: Andreas Arnold/dpa)
Passagiere gehen an Bord einer Maschine der Lufthansa-Tochter „Eurowings Discover“. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Im Lufthansa-Konzern kündigt sich der nächste Konflikt zwischen Beschäftigten und Management an. Die Kabinengewerkschaft Ufo will nach Angaben eines Sprechers „gewerkschaftliche Schritte“ einleiten, sollten nicht bis Ende August Termine für Tarifverhandlungen bei der Tochter „Eurowings Discover“ stehen.

Ufo wirft dem Konzern vor, auf bislang drei Verhandlungsaufforderungen nicht reagiert zu haben. Auch einen Betriebsrat gibt es bei der im vergangenen Jahr gestarteten Gesellschaft mit inzwischen rund 1300 Beschäftigten bislang nicht, obwohl im April ein Wahlvorstand eingesetzt worden war.

Eurowings Discover ist als jüngste Airline im Lufthansa-Konzern seit gut einem Jahr am Start und verfügt nach eigenen Angaben demnächst über 21 Lang- und Mittelstreckenflugzeuge. Sie wurde ausdrücklich mit dem Ziel gegründet, Touristikflüge zu niedrigeren Kosten anzubieten als bei der Stamm-Airline Lufthansa. Im Unterschied zur auf Europa beschränkten Eurowings ist die Discover vollständig in das Lufthansa-Netzwerk eingebunden, was zu durchgängigen Buchungsprozessen und nahtlosem Umsteigeverkehr führen soll. Im ersten Jahr wurden etwas mehr als eine Million Gäste befördert.

Die bislang untarifierte Eurowings Discover gebe sich zwar als unkonventionelles Start-up aus, zahle aber dem Kabinenpersonal die niedrigsten Gehälter im gesamten Konzern, sagte der Ufo-Sprecher. Wichtig seien aber faire Gehälter und leistbare Dienstpläne. Intern berichten Flugbegleiter zudem von einem Betriebsklima, das subtil, aber doch unmissverständlich klar mache, dass man besser nicht aufmucken sollte.

Eine Sprecherin der Fluggesellschaft verwies auf bereits gewährte Gehaltssteigerungen zum September, Einmalzahlungen und Entfristungen. Diese Änderungen seien im gemeinsamen Dialog mit „designierten Vertrauenspersonen in Cockpit und Kabine“ erarbeitet worden. Man unterstütze zugleich die Gründung eines Betriebsrates. Zur Frage nach möglichen Terminen für Tarifverhandlungen äußerte sich das Unternehmen nicht.

Die Sprecherin bestätigte gleichzeitig, dass der Ferienflieger den Stewards und Stewardessen weniger scharfe Vorschriften zum äußerlichen Auftreten macht als die Stamm-Airline. So sind laut Styleguide sichtbare Tätowierungen bis zu 8 Quadratzentimetern ebenso erlaubt wie Piercings. Seit kurzem dürfen auch Männer Nagellack und dezente Schminke tragen. „Wir sind überzeugt davon, dass das Selbstbewusstsein unserer Mitarbeitenden gestärkt wird, wenn sie gegenüber Gästen so auftreten können, wie sie sich wohlfühlen“, erklärt die Airline dazu.

Der Lufthansa-Konzern hatte erst vor kurzem weitere Streiks des Lufthansa-Bodenpersonals mit dem Abschluss eines neuen Tarifvertrags abgewendet. Mit den Piloten der Vereinigung Cockpit, die bereits grundsätzlich einem Arbeitskampf zugestimmt haben, ist man hinter verschlossenen Türen in Verhandlungen. Im Herbst stehen zudem Gespräche mit Ufo für das Kabinenpersonal der Lufthansa an.

© dpa-infocom, dpa:220815-99-393992/2

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